St. Moritz ist den meisten wahrscheinlich als Treffpunkt der High-Society und Ort mit der höchsten Pelzmänteldichte weltweit bekannt. Dem ist soweit nicht zu widersprechen.
St. Moritz ist aber auch Hauptort einer Region im Schweizer Kanton Graubünden mit dem schönen Namen Engadin. Das Engadin besteht im westentlichen aus drei Hauptgebieten: Corviglia, Corvatsch und das etwas kleinere Diavolezza. Wir waren für euch vor Ort und haben uns die Sache mal genauer angeschaut.
Blick auf St. Moritz von der Talabfahrt Corvatsch
Corviglia
Am ersten Tag unseres Aufenthalts entschlossen wir uns für das Gebiet Corviglia. Corviglia liegt direkt oberhalb von St. Moritz und ist somit Haupttreffpunkt der Schickeria. Auf den Pisten äußert sich das vor allem durch den überdurschnittlich hohen Anteil schlechter Skifahrer. Wird man nicht gerade auf einem Ziehweg in voller Fahrt ausgebremst ist das allerdings weniger störend.
Wir hatten leider Pech mit dem Wetter, aufgrund von Wind war die Hälfte der Anlagen nicht in Betrieb. In der Schweiz ist man seit einem Unfall in Grindelwald bei dem ein Mensch ums Leben kam sehr sensibel geworden was den Betrieb von Sesselliften bei Wind angeht.
Das Gebiet selbst ist aufgrund des umliegenden Backcountries ideal für den ambitionierten Freerider. Wir haben wegen der hohen Lawinengefahr darauf verzichtet selbst ein paar Hänge mitzunehmen. An weniger riskanten Tagen und mit etwas mehr Schnee als wir es hatten kann man aber mit Sicherheit richtig Spaß haben – auch nur 2 Meter neben der Piste. Diese sind im übrigen recht breit und gut zu bewältigen. Zum gemütlichen Jibben ideal. Der – wenn gepflegt – schöne Funpark glänzt durch einige sehr kreative und nicht alltägliche Obstacles wie zum Beispiel den Step-Up, Step-Down Roller.
Roller und lange Box
Eine von zwei Rainbows.
Es gibt eine Beginner und eine Pro Line, wobei diese nicht die Ausnahme annimmt wie es in anderen Schweizer Skigebieten durchaus üblich ist. Vielmehr handelt es sich dabei um entspannte Kicker von bis zu geschätzten 10 m Table. Bei Unserem Besuch war der Park leider in schlechtem Zustand, so dass die Wall das einzig fahrbare Obstacle war – was nicht desto weniger ordentlich Spaß gemacht hat.
Corvatsch
Das zweite große Gebiet im Engadin trägt den Namen Corvatsch und war unser persönlicher Favorit. Es ist sehr weitläufig, man kann den ganzen Tag fahren ohne zweimal die gleiche Piste zu nutzen. Fährt man mit der Gondel nach ganz oben kommt man in den Genuß einer mindestens Fussballfeld breiten Abfahrt über den Gletscher inklusive sagenhaftem Panorama.
Ein Gletscher – auf Rückzug?
Ein Snowpark war im Furtschellas Gebiet in Ansätzen zu erkennen, bei unserem Aufenthalt sah es allerdings ganz danach aus als hätte man mitten in den Aufbauerbeiten aufgehört daran zu arbeiten. So haben wir uns den Tag damit vertrieben beim Geschwindigkeitstest Rekorde aufzustellen, entspannt zu cruisen und uns einen ordentlichten Sonnenbrand zu holen.
Tobi und Kim im wahrscheinlich langsamsten Sessellift der Alpen
Für das Corvatsch Gebiet gilt das gleiche wir für Corviglia: Bei geeigneten Schneeverhältnissen springen einem zahlreiche schöne Pow-Pow Hänge ins Auge die alle mit sehr geringem Aufwand zu erreichen sind. Etwas ganz besonderes ist mit Sicherheit der Freitag Abend im Gebiet, denn dann wird eine gesamte Piste – immerhin fast tausend Höhenmeter – beleuchtet. Für uns hat die Kraft leider nicht mehr gereicht.
Diavolezza
Das Gebiet Diavolezza wird momentan mit dem Gebiet Lagalb zusammengeschlossen – es befindet sich sozusagen gerade im Umbau. Dazu werden 2 neue Lifte gebaut die 5 neue Abfahrten erschließen. Diavolezza lädt durch seine unzähligen Tiefschneehänge, Bowls und Couloirs sowies die über 10 km lange Gletscherabfahrt gerade zu zum Freeriden ein. Da wundert es nicht dass Diavolezza das erste komplette Lawinen-Sicherheitstrainings-Zentrum der Alpen beheimatet. Mehr Infos dazu gibt es hier. Leider hatten wir bei unserem Besuch des Gebiets starken Nebel, so dass wir keine aussagekräftigen Bilder machen konnten.
Unterkunft
Über eine Unterkunft in St. Moritz brauch man nicht zu reden, wer nicht gerade im Lotto gewonnen hat wird sich diese kaum leisten können. Im gesamten Tal gibt es aber unzählige kleine Dörfer die sich – nicht zuletzt durch die gute Busanbindung an die Skigebiete – gut zum übernachten eignen. Wir haben in dem kleinen Dorf La-Punt Chamues gewohnt, was mit 20€ die Nacht p.P. zu Buche geschlagen hat. Dafür nimmt man die morgendlich halbstündige Busfahrt ins Gebiet gerne in Kauf.
Die Preise für ein Tagesticket der Bergbahnen fangen bei 51 Sfr in der Vor- und Nachsaison (24.11.07 - 22.12.07 und ab dem 30.03) an und reichen bis zu 67 Sfr in der Hauptsaison.
Ein Biergarten mitten im Skigebiet
Fazit
Wer schon sicher auf dem Brett steht und sich langsam an die etwas steileren Pisten wagen will ist im Engadin genau so gut aufgehoben wie der etwas ambitioniertere Snowboarder der für ein paar Tage auf riesige Kicker verzichten kann. Zumindest was den Park angeht. Im Backcountry geht so einiges.
Interessante Erfahrung: als Snowboarder ist man (endlich mal wieder ;) ) in der absoluten Minderheit. Bei einer Bergfahrt waren wir in der (großen) Gondel die absolut einzigen Snowboarder. Eigentlich unverständlich denn das Engadin ist wirklich einen Besuch wert. Auch ohne Pelzmäntelchen und Übernachtung im Kempinksi (Talstation Corviglia).
Links:
Zum Schluß noch vielen Dank an die Bergbahnen Engadin für die freundliche Unterstützung.