Sommer → Winter
Unser schneearmer Winter ging vorbei und der Sommer erwartete uns. Doch für uns war der Sommer recht kurz und wir mussten uns bald von Münchens Biergärten und Seen verabschieden. So packten wir unsere Snowboardausrüstung und machten uns auf den Weg an anderen Ende der Welt.
Nach einem Stopp in Dubai und Sydney ging es weiter nach Christchurch. Die meisten fliegen über Amerika, da man dort mehr Gepäck mitnehmen kann. Jedoch ist es über Asien bzw. den arabischen Raum billiger und um einiges interessanter, einen Zwischenstopp einzulegen. So kamen wir nach 21 Stunden im Flieger erschöpft in Christchurch, der größten Stadt der neuseeländischen Südinsel, an. Dort besichtigten wir die sehr „englische“ Stadt und mieteten uns ein kleines Auto, das uns für die nächsten zwei Wochen durch das Land bringen sollte. So machten wir uns auf einen 8 Stunden-Weg nach Wanaka. Zuerst fuhren wir die Ostküste entlang und bogen auf halbem Weg landeinwärts, vorbei an glitzernden Seen mit den schneebedeckten Bergen im Hintergrund, ein. Nach einer langen Fahrt durch die unbewohnten Weiten Neuseelands kamen wir in Wanaka an und bezogen unser Haus. Falls man vorhat, für längere Zeit an einem Ort zu bleiben, lohnt es sich, ein ganzes Haus zu mieten.
Wanaka ist eine alte Goldgräberstadt mit 3000 Einwohnern und die Anlaufstelle für Wintersportler aus der ganzen Welt. Die Stadt liegt direkt am Lake Wanaka und bietet viele Möglichkeiten sich sportlich zu betätigen. So gibt es einen netten Skatepark, eine Kletterhalle, Boulderfelsen, Paintball und vieles mehr. Durch das gemäßigte Klima und den großen Höhenunterschied liegt im Tal fast nie Schnee. So sind diese Aktivitäten das ganze Jahr möglich. Deshalb lohnt es sich auch sein Deck mitzunehmen. Von Wanaka aus steuerten wir die umliegenden Skigebiete an. Treble Cone ist das nächste Gebiet, jedoch auch das teuerste mit 99$/60€ für einen Tag. Das relativ hohe Gebiet hat zwei Sessellifte, mit denen sich ein großes Freeride-Gebiet erschließt. So ist es lohnenswert bei Neuschnee dort hinzufahren. Jedoch herrscht bei guten Bedingungen,vor allem am Wochenende, viel Betrieb und man muss sehr früh oben sein, um sich einen langen Fußweg zu ersparen. Sonst gibt es nur ein paar Boxen und Rails.
Das nächste Gebiet ist der
weltbekannte Snowpark, wo sich so gut wie jeder Name aus der Szene
aufhält, um auch in unseren Sommermonaten trainieren zu können.
Der Park erstreckt sich nur über einen 200m- Hügel mit
einem Sessellift, bietet jedoch alles was man braucht, um sich
auszutoben. Dieses Jahr war aufgebaut: Eine lange Rail- und Boxenline
mit bis zu 10 Obstacles in einem Run. Die große Kickerline mit
2 Sprüngen und einem Stufenset/Wall zum Abschluss. Die Pipe, die
Quarter und der Minishred-Park. So sah es am Ende der Saison aus,
allerdings variierte das Setup fast täglich. Die Parkshaper
waren sehr engagiert und machten zweimal täglich einen Reshape
und sorgten somit für perfekte Bedingungen. Zudem stehen am
Snowpark eine Jugendherberge und Luxus-Appartements mit Wirlpool zur
Verfügung. Gegenüber dem Snowpark auf der anderen Seite
des Tals erstreckt sich Cardrona. Cardrona ist ein modernes Gebiet
mit 3 Sesselliften und einem besonderen Park. Bis zu 20 verschiedene
Rails und Boxen stehen in zwei Runs zur Verfügung, zudem ein
paar Kicker und ein anständiger Corner. Vor allem durch die 4
Pipes ragt Cadronna hervor und holte sich somit den ersten FIS -
Halfpipe Worldcup zu sich.
Nachdem wir zwei Wochen gefahren waren,
waren die Beine müde und es wurde Zeit, das Land zu erkunden.
Wir gaben unseren Ford Accent mit 2000 km mehr auf dem Tacho zurück
und mieteten ein Wohnmobil, um unabhängiger zu sein. Die vielen
Kilometer erklären sich daraus, dass die Skigebiete nur über
lange, nicht geteerte Straßen zu erreichen sind. Das schluckt
auch dementsprechend Benzin, doch die dortigen Preise sind für
uns beneidenswert. So machten wir uns auf den Weg zur Westcost,
vorbei an Lake Hawea und Lake Wanaka auf zum Meer. An der Westcost
wird man von einem dichten Regenwald überrascht, der auch im
Winter im satten Grün steht. Dieser schmale Streifen zwischen
dem Meer und den neuseeländischen Alpen gehört zu den
niederschlagsreichsten Gebieten der Welt. Deshalb schieben sich
einige Gletscher der 17 Dreitausender, wie der Fox- und der
Franz-Joseph Gletscher, durch sämtliche Vegetationszonen bis in
die Regenwälder in Küstennähe. Am höchsten ragt
der 3754m hohe Mt. Cook hervor. Weiter ging es auf der
eindrucksvollen Küstenstraße nach Greymouth und Westport
und danach wieder landeinwärts zu den bekannten Hammer Springs.
Dies sind heiße vulkanische Quellen, von denen man sich eine
heilende Wirkung verspricht.
Danach ging es zurück nach
Christchurch, um endlich wieder Internetzugang zu haben und einen
Großeinkauf zu tätigen. Sodann fuhren wir wieder Richtung
Arthur's Pass, wo sich die vielen kleinen Clubfields
aneinanderreihen. Clubfields sind private Anlagen, die nicht
präpariert sind und so nur bei Neuschnee einen Besuch lohnen.
Eine Besonderheit sind die Lifte, die so genannten Nutcracker, die
einem Angst einjagen. Tut mir leid, aber ich kann euch das nicht
verständlich erklären. Da die Schneeverhältnisse nicht
optimal waren, waren wir lieber im naheliegenden Castle Hill klettern
und fuhren anschließend nach Queenstown. Die meisten
Snowboarder fliegen nach Queenstown, da es der nächste Flughafen
zu den bekannten Skigebieten ist.
Queenstown ist das „El Dorado“
der Extremsportler, das durch Aktivitäten wie Bungijumpen,
Jetboot fahren oder Skydiven lockt. Deswegen trifft man viele
Jugendliche in der Stadt, in der es unzählige Bars gibt und die
somit unseren Stützpunkt für die restlichen 3 Wochen
bildete. 10 Minuten von der Stadt entfernt kommt man zu den
Passstraßen der Gebiete Coronet Peak und Remarkables. Coronet
Peak liegt nicht hoch und so waren die Bedingungen nicht so gut.
Allerdings fand dort der Lib-Tech Banked Slalom statt, den Ich(Flo)
gewinnen konnte, und ein lustiges Nightshooting. Um einiges besser
war Remarks. Dort wurde der Park von JP geshapt, der schon in Park
City schaufeln durfte. Offensichtlich hat er dort einiges gelernt
und konnte dies auch dementsprechend umsetzen. Das Besondere war,
dass alle Obstacles genau passten und uns viel Spaß bereiteten.
So hielten wir uns den Großteil der verbleibenden Zeit dort auf
und genossen die Unterstützung durch JP.
Nachdem wir sechs Wochen unterwegs
waren, flogen wir schließlich heim, um noch die letzten Tage
in München zu genießen.