Lords of Dogtown feiert seine Weltpremiere

  • Boardmag
  • 18.07.2005

Bericht und Bilder: Jürgen und Daniel / FauxAmi / SKATEBOARDFIEBER

So, wieder daheim in Berlin. Es regnet. Alles ist Grau in Grau. Ich sitze da, wohl wissend das ich heute, dank Jet-Lag, nicht einschlafen kann und gehe in Gedanken lieber eine Woche zurück. Zurück in die Sonne. Zurück nach Kalifornien!



Es ist Dienstag. Daniel und ich sitzen im Ursprungsland des Skateboardens auf einem frisch gemähten Rasenstück, im kühlen Schatten eines Hochhauses. Wir schauen interessiert zu was auf der anderen Straßenseite passiert.

Es ist nicht irgendeine gewöhnliche Straße, es ist der Hollywood Boulevard. Hey, Hollywood! Sicher habt ihr schon mal die großen weißen Buchstaben auf dem Hügel über LA gesehen.

Und sicher kennt ihr auch den Boulevard. Er ist voll mit tausenden von kleinen Sternen die im Boden eingelassen sind. Sterne für die Stars. Und der Platz an dem wir uns niedergelassen haben ist auch ist nicht irgendwo auf dem Boulevard. Wir sitzen gegenüber des weltberühmten „Mann’s Chinese Theater“ wo 1977 die Premiere des ersten "Star Wars" Films stattfand. Tja, 1977 war ich gerade mal vier Jahre alt und Daniel erst geboren. Irgendwie komisch da gerade die letzte Episode angelaufen ist.
Doch heute Abend interessiert sich niemand für ein Weltraum Märchen. Heute ist die Nacht der "Lords of Dogtown"!



In ein paar Stunden werden wir die Weltpremiere des Films, über das Leben der Z-Boys sehen. Vielleicht hat der eine oder andere von euch die Dokumentation aus dem Jahr 2001 gesehen. Auf jeden Fall hat sie ein bekannter Filmemacher angeschaut. David Fincher (Seven, Fight Club) war so begeistert von der Geschichte und kündigte an sie auf die grosse Leinwand zu bringen. Er konnte Stacy Peralta, einen der echten Z-Boys dafür gewinnen, das Drehbuch zu schreiben. Falls ihr die Dokumentation noch nicht gesehen haben solltet, hier eine kurze Zusammenfassung der Geschichte:

Anfang der 70er Jahre gab es eine Gruppe von Surfern aus Venice, einem heruntergekommenen Viertel von LA, die einen revolutionären, neuen Style des Skatens hervorbrachten. Mit ihrer Art die Wellen beim Pacific Ocean Park Pier zu reiten, konnten die Z-Boys, die für ihren aggressiven Style und ihre harte Lebenseinstellung bekannt waren, die lebensgefährlichen Surf-moves mit dem Skaten auf der Straße vereinen. So wurden sie über Nacht zu lokalen Helden und Legenden. Leere Pools waren ihre Leinwand und sie ebneten den Weg dafür was man heute als „Extrem Sportarten“ bezeichnet. Sie kreierten einen Lifestyle der weltweit der Ausgangspunkt für das Subkultur-Phänomen wurde. Aber all der Ruhm und das Geld forderten ihren Preis. Freundschaften zerbrachen und der Sport, der als Hobby begann, wurde zum Big Business.



Jetzt aber wieder zurück zum Treiben auf dem Boulevard.
Eine Armee von Fotografen und Reportern füllt den Bereich hinter der Absperrung zum roten Teppich, die die Fans von den Stars trennt. Jeder versucht einen guten Platz für Fotos und Interviews zu bekommen.

Das ganze wird vom Dogtown Soundtrack untermalt. Aus großen Lautsprechern dringt "Fire" von Jimi Hendrix zu uns herüber und versetzt einen schon mal musikalisch in die siebziger Jahre. Zudem wurde direkt hinter dem roten Teppich extra eine große Halfpipe aufgebaut, in der ein paar Skater mit stylischen Tricks den Fotografen das Warten auf die Stars erleichtert.

Zeit für uns sich ins Geschehen zu stürzen.
Mit einer Visitenkarte von Sony kommen wir an der Security vorbei, was doch einfacher ist als gedacht, und holen unsere Premieren - Tickets am „Will Call“ - Schalter ab.

Nach der kurzen, aber doch üblichen Verwirrung, bekommen wir dazu noch unseren Platz am Roten Teppich zugewiesen und gesellen uns zwischen die Jungs vom Neuseeländischen Fernsehen und einer nervösen, nervigen Reporterin eines lokalen Jugendsenders. („sehe ich in dem Licht nicht zu blass aus..?“)



Es hat den Anschein als wären 99% der anwesenden Reporter nur an den Hollywood Stars interessiert und die wenigsten wissen überhaupt wer Tony Alva oder Stacy Peralta sind. Aber wen wundert es, da auf ihren Presseschildern Namen wie LA Times und Newsweek stehen. Doch dafür gibt es ja uns. Wir bekommen einen von Hand geschriebenen Zettel auf dem "German Skateboarding" steht, was auch immer das bedeuten soll.

Wir sind gespannt wer uns da heute alles über den Weg läuft und freuen uns als das erste bekannte Gesicht an uns vorbei stürmt. Tony Magnusson, der Gründer von H-street und Halfpipe Legende, hat es leider sehr eilig und außer ein paar Grimassen für die Kameras bekommen wir erstmal nichts von Ihm zu sehen oder zu hören.

Dann folgt die Dogtown Legende Jay Adams, von dem keiner erwartet hätte, dass er heute hier ist, da er Bewährungsauflagen hat, die es ihm verbieten einen Bereich von über 50 Meilen außerhalb seines Wohnortes zu verlassen. Er sieht in Natura noch viel härter aus als wir dachten. Auf seinen Nacken ist „100% Skateboarder" tätowiert. Begleitet wird er von seinem Sohn und seiner sehr jung aussehenden Freundin. Er gibt uns die Hand und ist offen für Fragen.


Jay Adams, Ex-Z-Boy und -Knacki, hier mit Freundin

Gleich nach Jay kommt Skip Engblom vorbei, der den Zephyr Skate-Shop gegründet hat und die Z-Boys mit Skateboards, Rollen und ihren ersten Team-Shirts versorgt hat. Ein großer, erhabener und sehr freundlicher Mann.


Skip Engblom hatte im Santa Cruz Vido "Streets on Fire" (1987) eine witzige Rolle als Gefängniswärter

Dann können wir dem Autor des Drehbuchs ein paar Fragen stellen. Stacy Peralta, der nach seiner Dogtown Zeit mit George Powell die Firma Powell&Peralta gegründet, und danach als Filmproduzent einige Dokumentationen gedreht hat, genießt sichtlich den Roten Teppich.


Stacy Peralta, original Z-Boy und Macher der Filme "Dogtown and Z-Boys" und "Lords Of Dogtown"

„The future is no Olympics“ ruft er uns auf die Frage nach den nächsten Meilensteinen im Skateboarden zu. Recht hat er. Auf die Frage wie es denn sei über sein eigenes Leben ein Buch zu schreiben, sagte Stacy er hätte seinem Charakter einen anderen Namen beim Schreiben gegeben. Er hat mit der Dokumentation und dem Film nun fünf Jahre an dem Projekt gearbeitet und freue sich sehr auf die Premiere.


Tony Alva, original Z-Boy

Auf einmal ist lautes Rufen und Schreien von den Fans hinter der Absperrung zu hören. „Tony, Tony, Tony…!“ Meinen sie Tony "Mad Dog" Alva oder Tony Hawk ? Uns ist es egal, denn wir schütteln beiden die Hand und stellen ihnen einige Fragen, wobei wir schon ziemlich beeindruckt sind, diese Helden einmal persönlich zu treffen. Deshalb vergessen wir auch die eine oder andere Frage und freuen uns einfach nur hier dabei sein zu dürfen.


Tony Hawk, kein Z-Boy, darf aber trotzdem nicht fehlen.

Wir sprechen natürlich auch mit den Schauspielern, die im Film die Z-Boys spielen. Sie haben ein dreimonatiges Skateboardtraining bekommen, mit Unterstützung der echten Z-Boys, die während den ganzen Dreharbeiten vor Ort waren und die Jungs sehr unterstützt haben. Aber wir sind ja nicht wegen den Hollywood-Typen hier.

Nur für die Akten: Jay Adams wird gespielt von Emile Hirsch, Tony Alva von Victor Rasuk, Stacy Peralta von John Robinson und Skip Engblom von Heath "Super-Star" Ledger.

In Kalifornien wird es schnell dunkel und man sagt uns, wir sollen uns beeilen in den Saal zu kommen da der Film gleich anfängt. Also schnell rein und Plätze suchen. Doch vorher läuft uns noch ein gut gelaunter Lance Mountain über den Weg. Er erzählt uns kurz über die Skate Aufnahmen, die er für den Film gemacht hat, seine kleine Rolle als ein englischer "Bobby" und stürmt dann mit uns ins Kino.


Lance Mountain, Held aus den alten Powell-Peralta Videos, heute Inhaber von THE FIRM

Der Saal ist riesig ! Das alte und spektakuläre Gebäude bildet den perfekten Rahmen für die Premiere. Wir schnappen uns noch schnell Popcorn und ne Coke und setzen uns in das (leider) arktisch klimatisierte Kino. Alle Plätze sind belegt und spätestens jetzt ist jeder heiß darauf den Film zu sehen.

Das Licht geht aus und ein Spot richtet sich auf die Regisseurin Catherine Hardwicke. Sie hält eine kurze Ansprache und dankt allen für ihre Unterstützung.

Dann geht der Vorhang auf und alles schreit und klatscht. Lords of Dogtown, die Weltpremiere!

Ich denke jetzt möchte jeder erstmal, bis ins kleinste Detail, genau wissen was im Film passiert. Nun wollen wir mal nicht so sein und ein bisschen was erzählen, schließlich basiert er ja auf wahren Begebenheiten. Der Film hat einen schönen 70´er Jahre-Look und auch das entsprechende unbeschwerte Gefühl der Zeit fängt er gut ein. Junge Teenager schleichen sich im Morgengrauen aus den Häusern ihrer Eltern um bei Tagesanbruch die ersten Wellen zu reiten.



Sie skaten hinunter zum Pier und nach ein paar Minuten denkt man: Hey, das macht mal richtig Spaß. (vor allem wenn man frühere Skateboard Filmproduktionen wie freewheelin’, Thashin´, oder Gleaming the Cube noch im Gedächtnis hat).

Man nimmt den Schauspielern den Z-Boys lifestyle ab und hat nicht den Eindruck als wäre alles inszeniert. Man könnte meinen ein Filmteam ist in der Zeit zurück gereist und begleitet den echten Jay, Tony und Stacy mit der Kamera. Nachdem sie die Weltneuheit der Urethan-Rolle für sich entdecken, werden trocken gelegte Swimmingpools für die Jungs zur Welle, die 24h lang am Tag bricht. Nach ihrem ersten und unkonventionellen Auftritt bei den Baine-Cadillac Skateboard Championships möchten erst die USA und dann die ganze Welt wissen was die Z-Boys so treiben. Zum ersten Mal werden Skateboardfahrer zu Rock-Stars. Die Jungs bekommen alle Vorteile und Tücken ihrer neuen und unerwarteten Rolle schnell zu spüren. Schon bald schlägt jeder für sich eine neue Richtung ein.



Freundschaften zerbrechen und erst als einer der Z-Boys an einem Gehirntumor erkrankt, finden sie sich wieder alle zusammen bei ihm ein, um den legendären Dogbowl für ihn zu skaten. (hier wurde 1979 u.a. der erste Air von Tony Alva gemacht!)

Mit einer Cover Version von "Wish you were" here, was treffender nicht sein könnte, laufen die Endtitel unter Standing-ovations für Tony, Stacy und Jay ab. Den Legenden des Skateboardens wird nun eine ganz besondere Art von Ehre zuteil; dafür wie das Skateboardfahren ihr Leben beeinflusst hat und damit das von Millionen anderer weltweit.



Wir erheben uns von unseren Plätzen und sehen uns erstmal im Saal um. Wir sehen wie Christian Hosoi und Jason Lee den Saal verlassen, um auf die After-Party zu gehen. Die Party ist natürlich wieder nur mit dem Auto zu erreichen.

LA, große Stadt! Aber wir haben Glück und finden schnell einen Parkplatz vor dem Avalon-Club in dem die Party steigt. Am Eingang muss erst mal jeder seinen Ausweis vorzeigen. Darauf hin bekommt man einen Stempel auf die Hand durch den man in den Genuss von alkoholischen Getränken kommt. Alle Getränke sind natürlich "for free"; versteht sich.



Die Party Location ist ebenfalls ein schönes altes Theater welches zu einem Hollywood Nachtklub mit Bühne umgebaut wurde. Schon beim hereinkommen hören wir Perry Farrel, der frühere Frontmann von Jane’s Addiction und Porno for Pyros live auf der Bühne. Wow! Das fängt ja gut an. Aber erstmal zur Bar und zwei GinTonic bestellen, die so stark sind das sie Tote wieder zum Leben erwecken würden. Neben uns an der Bar steht "Jackass" Jonny Knoxville, der ebenfalls eine Rolle im Film (Topper Burks) hat. Dazu genehmigen wir uns ein paar süße Toffees von einer reich gedeckten Tafel mit allerlei leckeren Speisen und Snacks. Die Party ist mit vielen alten Skateboards schön dekoriert und sogar in den kleinen Leckereien, die von jungen Schönheiten serviert werden, stecken bunte kleine Plastikskateboards. Wir lassen uns im zweiten Stock nieder um das ganze erstmal in Ruhe zu genießen und um sicher zu gehen das die Szenerie wirklich real ist. Gerade mal kurz am Gin Tonic genippt hören wir, uns sehr bekannt vorkommende, Bassgitarrenriffs und denken beide: „Das kann jetzt aber nicht wahr sein..“ Aber es ist wahr, es sind die "Suicidal Tendencies".


The SUICIDAL TENDENCIES - Skatecore since Day 1

Nach einer weiteren Minute hören wir die Stimme von Mike Muir über die Lautsprecher. 13 Jahre ist es her, dass ich Suicidal das letzte Mal live gesehen habe und jetzt sind sie hier und spielen auf der Party. Zuerst habe ich das Gefühl, daß es zu hart für die Partygäste ist, doch nach der Trennung von Partygästen und Skatern geht es richtig ab und wir machen natürlich gerne mit. Unsere Bühne ist auch eure Bühne schreit Mike Muir ins Mikro, was den Security-Jungs mal gar nicht gefällt. Kümmert aber keinen. Unter lautem Beifall holen sie Jay Adams zu sich auf die Bühne und Mike Muir dankt seiner komplett anwesenden Familie für ihren Glauben an ihre Kinder! Dann richtet er das Wort an die Hollywood-VIP-Party Gäste: "Ihr seit es, die Schönen und Reichen, die die Macht und das Geld haben, etwas zu verändern. Steht jeden Tag mit dem Bewusstsein auf ehrlich zu euch selbst zu sein und zu versucht etwas zu bewegen. Folgt nicht nur den Regeln und wenn jemand zu euch sagt etwas ist so nicht möglich, dann versucht es erst recht!" Ich glaube, das war die erste Premierenparty in Hollywood auf der die Gäste sich so eine Rede anhören mussten. Die Tanzmeute schreit anerkennend" Suicidal, Suicidal ,Suicidal..........Dann gibt's wieder Musik. “Possessed to skate”! Ein Klassiker! Ein Stunde später ist das Konzert vorbei, und die meisten Partygäste holen sich neue Drinks, während die ersten sich auf den Heimweg machen. Morgen ist ja wieder ein Arbeitstag für viele.

An der Bar treffen wir noch Shepard Fairey von Obey-the-Giant. Ihm hat der Film ebenfalls super gefallen. So langsam leert sich der Saal immer mehr. Wir denken es wird dann auch mal Zeit für uns, bevor uns der Kopf vor lauter Eindrücken noch platzt. Wir sagen "goodbye" zu den Dogtown Boys, bedanken uns noch bei Amy von Sony die sich super um uns beide gekümmert hat, und machen uns auf den Weg zurück zum Hotel. Wir werden uns für Wochen wohl nicht mehr die Hände waschen! Heute haben wir allen unseren rollenden Helden die Hand geschüttelt und das werden wir nie mehr vergessen.

Jürgen und Daniel für "german Skateboarding" aka Skateboardfieber



"Lords Of Dogtown" läuft ab dem 8. September in den deutschen Kinos.

Dogtwon im Web:

www.dogtown-boys.de

FauxAmi und Skateboardfieber – Museum

www.FauxAmi.de
www.SKATEBOARDFIEBER.de

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