Thomas Gentsch -Interfolio

  • Boardmag
  • 22.07.2013

 

 

"Der eigentliche Akt des Schießens ist eher nur ein Teil des Ganzen!"(TG)  -Es ist uns eine große Freude Thomas Gentsch als Mensch mit eigener Meinung und als Fotograf mit eigenem Stil in einem "Interfolio" auf Boardmag.com vorstellen zu dürfen. Wer nicht weiß wer Gentsch ist bekommt heute Nachhilfe und wer mehr wissen will, bekommt ehrliche Einblicke in seine Arbeit und Erfahrungen die er über all die Jahre als Skateboardfotograf gesammelt hat. Ganz nah an den bekanntesten Pros aber gleichzeitig auch immer bemüht den unbekannten Nachwuchs zu fördern. Auf 24/7 Mission um bewaffnet mit Hassleblad und Co Skateboarding in all seinen Facetten festzuhalten. Check this out!  (Alle Bilder -soweit nicht anders gekennzeichnet- von Thomas Gentsch)

 

 

                                                            Thomas Gentsch (Portrait von Aarto Saari)

 

- Hallo Thomas, auch wenn dein Name jedem ein Begriff sein sollte, stell dich doch ganz kurz unseren Lesern vor!

Thomas Gentsch, ursprünglich Kölner, seit 2000 wohnhaft in Wiesbaden. Ich bin mittlerweile 35 Lenze jung, mache seit etwa 1996 Skateboardphotos und das seit dem Jahre 2000 hauptberuflich. Selber fahre ich natürlich auch Skateboard, seit 1989, und ebensogerne (schnelle) Autos…

 

  Lem und Mizze beim Board zusammenschrauben. Click for Big!

 

-Du hast  wirklich mit einigen bekannten Größen schon mal ein Foto geschossen. Egal ob Ami Pro oder deutscher Provinz Amateur. Mit welchen Leuten arbeitest du am liebsten?

Ich arbeite am liebsten mit Leuten, die genau wissen was sie machen wollen, DAS alleine langt mir schon. Dabei ist es mir eigentlich egal, ob die Person Pro oder ein Kiddie ist, welches überhaupt noch nie ein Bild geschossen hat. Hauptsache, man weiss was man kann und übernimmt sich nicht. Wenn es allerdings hier ein "Name-dropping" geben sollte, dann würde ich sagen vor allem Willow, Rowley und alle Jungs von Skatemafia und Sweet! Hauptsache, man hat, eben auch bei diesen Leuten, dass Gefühl, als gehe man mit seinen Hometown-Homies auf eine Photomission, dass macht das Arbeiten sehr entspannt!

 

-Viele Fotografen haben einen oder mehrere Hauptakteure mit denen sie viel unterwegs sind. Mit welchen Rollbrettbrüdern hast du für deine Fotografie am meisten gelernt?

Gelernt habe ich -und das war dann so um 1995/96- vor allem mit allen Jungs von der Kölner Domplatte. Dafür bin ich auch nach wie vor sehr dankbar, vor allem unter dem Gesichstpunkt, dass Helge (Tscharn) damals ja auch in Köln war und er halt einfach schon "The Man" war. Aber, da ich selber eh nur zum skaten da war, und nur nebenbei eine Kamera im Rucksack hatte, war es stets sehr "random"  -im positiven Sinne-  wenn ich auch mal ein Bild hier und da geschossen habe. Ach, und nicht zu vergessen Veith Kilberth, mit dem ich an der North Brigade auch wirklich mal ein bisschen "geübt" habe.

 

 

 Ali Boulala.

 

 David Gonzales.

 

 Mark Appleyard.

 

 

-Am Spot gibt es durchaus gewisse Psychosen zu beobachten, die bei dem ein oder anderen zur Selbstüberwindung von Nöten sind. Was geht dir da als Fotomann auf den Sack?

Auf den Sack geht mir eigentlich nur, wenn sich jemand völlig übernimmt, man an den Spot kommt, den ER sich ausgesucht hat, und dann sowas kommt wie "irgendwie ist der doch härter, ich trau mich jetzt nicht, bla…" , sowas halt. Ansonsten sind die Spots heutzutage ja schon oft mächtig, und wenn zum Beispiel Willow mal etwas daran zweifelt, ob der Trick denn gehe, muss der Hobbypsychologe ran (der sich schon des öfteren als ziemlich etabliert erwiesen hat).

 

-Du bist ja häufig mit deinem ganzen wertvollen Equipment an nicht gerde sicheren Orten. Schon mal den ganzen Stuff verteidigen müssen?

Nein, zum Glück nicht. Es gab zwar schon hier und da mal die ein oder andere etwas "brenzlig werdende" Situation, aber meistens bin ich ja mit mehreren Leuten unterwegs und dann passt das. In Deutschland ists eh mellow, in den USA sollte man vielleicht nicht unbedingt in Compton mit der Hasselblad über die Strasse rennen und in Barca muss man einfach streetsmart sein; aber befolgt man eben ein paar Kleinigkeiten, passiert einem (meistens) auch nichts. Man darf halt nur eins NIEMALS tun: seinen Rucksack auch nur 10 Sekunden aus den Augen lassen!

 

-Muss ein Skateboardphotograph skaten können oder geht´s auch ohne?

Ich finde er muss Skaten können, ja. Nicht zwingend gut, auf keinsten, aber man sollte sich schon auskennen und wissen, wie es zum Beispiel ist, 8er Stufen zu fahren; oder wie ein 360 Flip funktioniert. Dann weiss man eben auch automatisch, zu welchem Zeitpunkt man den Trick schiessen sollte, damit das Photo gut aussieht.

 

 

  Mark Appleyard. One Foot Ollie Tailgrab.

 

 Ben Nordberg. Sw Bs Desaster.

 

 Lem Villemin. Fs Shuv it to Backside Nosegrind.

 

 

-Hast du so was wie Lieblingsfotografen?

Ehrlich gesagt hatte ich früher mal viele, heutzutage machen 90% aller dieser "Skateboardphotographen" meiner Meinung nach reinen Müll. Viel zu viel rumgedrehe am Computer. Helge Tscharn war und ist einer der Besten, weil bei ihm ein Bild aussieht, zumindest meist, wie es das Auge natürlich sieht, dazu perfekt ausgeleuchtet und mega scharf. Dimitry Elyshkevich, weil er sein Fish Eye immer bis aufs maximum ausnutzte (vgl hierzu: Big Brother, Denny Supa Interview, sw Heel Photo). Acosta, weil ich mit ihm auf Tour war, und er nicht nur mega cool und vor allem "easy going" ist, sondern aus fast nichts meist Gold macht. Und Arto Saari, weil ich mit ihm und seinen Photos groß geworden bin und er mittlerweile die mitunter besten im Bizz schiesst!

 

-Picke mal 3 Bilder heraus mit denen du auch heute noch viel verbindest. Sag uns warum?!

Puh, das ist echt schwer. Also das Rowley Sun-Set Bild gefällt mir mitunter am besten von allen meinen Photos, weil es so eine richtige Tagesmission war, nur DAS eine Bild zu schiessen. Dafür sind wir von Long Beach wo Geoff wohnt nach DelMar gefahren, was bei San Diego liegt. Auf der Fahrt hatten wir fast einen krassen Unfall, weil ein Transporter vor uns Matrazen von der Ladefläche verloren hat. Am Spot angekommen, gaben wir uns erstmal eine kleine Session, bevor die Sonne richtig stand, so wie ich mir das vorgestellt hatte. Naja, und dann haben wir 2 Rollen geschossen und ich durfte noch zwei Wochen warten, bis ich wieder in Deutschland war und die Filme entwickelt hatte. Das Resultat sprach dann aber für sich und ich war mehr als happy. Gleiches gilt für das 5-0 Photo auf der Brücke. Das ist zwar digi, aber die Mission war auch ganz interessant, da MIR der Spot eingefallen war, als wir überlegten, wo wir hingehen könnten. Schon ein witziges Gefühl Geoff Rowley Spots vorzuschlagen, an die ER gar nicht mehr gedacht hatte und die ihn begeistern. Aber solche Stories gibt es eigentlich zu allen Bildern und das ist es auch, was die ganze Sache so interessant macht. Der eigentliche Akt des Schießens ist eher nur ein Teil des Ganzen!

 

 

 Geoff Rowley. Bs Blunt.

 

 

 Geoff Rowley. Fs Five-O.

 

 

-Zum Thema Nachbearbeitung: Bist du da Purist oder gehört für dich zu einem Bild auch immer noch ein Feinschliff?

Ne, also ein bisschen Nachbearbeitung muss schon sein, keine Frage. Hier rede ich jetzt nicht davon, Sachen aus dem Bild zu "shoppen" oder sowas, das nicht. Aber gerade, wenn das Bild auf Papier, bzw in einem Magazin gedruckt wird, muss man eben das ultimativste aus dem Bild herausholen, um es nach dem Druck so zu sehen, wie man es eben auch gegen das Licht auf dem Dialeuttisch sieht. Es ist unfassbar manchmal, wie viel Qualität durch Kleinigkeiten wie einen nicht auf Print kalibrierten Bildschirm oder einen Verzocker der Druckerei verloren geht oder gehen kann!

 

-Was hältst du eigentlich von Instagramm, Facebook und Co?!

Insta can take a crap, FB ist Ok zur Kommunikation und Co kenn ich noch nicht! Mit echten Photos hat das alles für mich aber nichts zu tun, ich kann auch die sogenannten Photographen nie verstehen, die ihre Bilder immer auf FB posten. Ich könnte mit dem, was ich so auf Halde habe sicher jeden Tag 10 Bilder bei FB raushauen, aber nur um ein "Gefällt mir" zu bekommen, gebe ich nicht jegliche Bildrechte von hart erkämpften Arbeiten an so ein Unternehmen!

 

 

 Dylan Rieder.

 

 Bastien Salabanzi.

 

  Wieger van Wageningen und Aarto Saari.

 

 

-Im Vergleich zu anderen Bereichen von Fotografie, ist Skateboardfotografie eher schwer, einfach, oder etwas ganz eigenes?

Es ist etwas ganz eignes, keine Frage. Das sieht man ja auch schon allein daran, das es nahezu noch nicht EIN "Zeitungsphotograph" jemals geschafft hat, ein anständiges Skatephoto zu schiessen. Und andere "richtige" Photographen können halt andere Sachen gut, aber Skateboarding in Zusammenhang mit seinen Photographen ist eine doch sehr eigen, um auf die Frage zu antworten.

 

-3 Tipps für ein gutes Skateboardfoto?

Ganze drei Tipps? Puh, ich hab nicht mal einen. OK, du zoomst auf deiner Digi Cam auf dem Display ran, kannst Adern auf der Hand erkennen - dann hast du schonmal anständig scharf gestellt! DAS sollte man auf jeden Fall stehts machen, auch gerne drei Mal, denn scharf ist nur scharf, wenns scharf ist; triple check it!

 

 

 Sami Harithi. Fs Ollie.

 

 Pirkka. Fs Flip.

 

 Wes Kremer. Artsy Bs Noseblunt.

 

 

-Du warst jahrelang erster Mann bei der Limited, nicht nur hinter der Kamera. Leider wurde sie, zumindest momentan, eingestellt. Darf man fragen was du gerade treibst und wie du über die Runden kommst (als Fotograf)? Haben sich für dich neue Möglichkeiten ergeben und was planst du neues?

Leider ist es schwer in der Richtung etwas "neues" zu planen, da ich eben über ein Jahrzehnt nichts anderes gemacht habe und auch stets unter dem -"alles muss Magazin perfekt werden und das unter Druck"- Druck gearbeitet habe. Dadurch habe ich im Gegensatz zu vielen anderen nie Zeit gehabt, mich photographisch ein wenig zu diversifikazieren. Das soll aber kein Jammern sein, sondern nur verdeutlichen, das ich mich als reinen Skateboardphotographen sehe. Mittlerweile schiesse ich einige Sachen fürs Monster und mit Red Bull steht auch noch etwas in den Startlöchern. Ansonsten kümmere ich mich bei Urban Supplies um Produkt und Web Photos und packe Kisten. Vielleicht nicht gerade vergleichbar mit früheren Arbeiten, aber wenigstens bin ich in der Woche meinstens um halb 7 daheim.

 

-Thomas, vielen Dank für dieses ausführliche Interview! Falls Interesse besteht dich bei irgendjemanden zu bedanken oder du deine “Tante Uschi” grüßen möchtest, dann jetzt!

Grüssen und bedanken möchte ich mich bei allen Skatern, mit denen ich gute Photosessions hatte, meinem Chef Jörg Ludewig, der mich stets unterstützt hat und nicht zuletzt natürlich Helge Tscharn, der stets mein Motor war noch bessere Bilder zu machen.

 

 Espenoza per Tucknee über Biebel. Skateboarding is Fun!

 

 

 

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