Profil: Philipp Schuster

  • Boardmag
  • 08.01.2009

Philipp Schuster Interview für Boardmag.com

Steckbrief:
Philipp Schuster
Alter: 24 Jahr
Lebt in: Wien/Österreich
Sponsoren: RVCA Clothing, Blind Skateboards, Red Bull, Globe

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BS Noseblunt (Photo by photofiles.com)

Hallo Philipp, wie lebt es sich als Skateboarder in Wien im Winter?


Sehr schön und zugleich sehr schwer. Das hängt natürlich von der Sichtweise ab. Ich für meinen Teil habe kein Problem mit der kalten Jahreszeit, ich habe jedoch viele Freunde die dieser Tage über eine klassische Novemberdepression klagen. Ich empfinde die Winterzeit aber als reinigende Phase. Man wird gezwungen zurückzustecken (also weniger zu skaten usw.).

Ich sitze gerade im Zug am Weg nach Salzburg. Beim Anblick der vorbeiziehenden Landschaft würde wahrscheinlich viele am liebsten zur Flasche greifen. Ich finde jedoch, dass der Anblick, der sich über die Hügeln des Wienerwaldes ziehenden nebelschaden, etwas ästhetisches, etwas beeindruckender in sich birgt, aber gleichzeitig eine ungemeine Ruhe ausstrahlt. In der hektischen und überlaufenen Welt von heute muss man sich unbedingt auf die natürliche Ruhefindung einlassen, um nicht in einer Reizüberflutung unterzugehen, wie sie immer häufiger wird.

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FS Boneless Nosegrab

Die Jahreszeiten sind für einen Gutteil meiner Emotionen verantwortlich. Wenn es sie nicht gäbe, würde sich alles in einer langweiligen Einheitssuppe wiederfinden. Also birgt der Winter für mich die Möglichkeit die letzte Saison zu verdauen, mich zu erholen, um dann mit 200% ins nächste Jahr zu starten.

Skaten gehe ich dann mit drei Pullovern, Haube und Handschuhen. Da fühlt man die Echtheit von Skateboarding, wie vor all den Jahren als ich begonnen hatte.

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FS Boardslide to fakie an der Jersy Barrier

Wo sind deine Lieblingsspots in Wien und anderswo?

Mir ist es nicht möglich einen ausgewählten Lieblingsspot zu nennen. Mir ist es viel wichtiger, dass einen Stadt viel zu bieten hat. Wien ist optimal für mich – das liegt wahrscheinlich daran, dass ich die Stadt so gut kenne. Viele meiner Freunde würden mir da protestierend wiedersprechen, aber es gibt echt viele Spots. Meistens aber solche, die kaum einer skaten kann – das hat die Architektur in Wien so an sich: wir haben viele „fast Spots“ die mit der herkömmlichen Sichtweise eines Skaters nicht fahrbar sind. Man muss die Augen offen halten, dann eröffnet sich einem ein undurchdringlicher Dschungel der Spotvielfalt.

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fs board (Photo by Philipp Schuster)

Was machst du wenn du nicht skatest?

Ich lese und schreibe viel, auch um mein neuestes Projekt Trottoir zu verwirklichen. Ich halte mich, vor allem im Winter, auch gerne im Caféhaus auf. Sonst gehe ich noch gerne wandern und unternehme viel mit meiner Freundin Caro und unserem Hund Jamani.

Wo trifft man dich abends?

Ich bin ein ausbesprochener Partymuffel, also wird man mich nahe zu nie bei einer Contest Party o.ä. treffen. Samstag Abend bleibe ich am liebsten zu Hause, weil mich diese Massen an Betrunkenen auf der Straße anwidern. Man findet mich eher mit Freuden bei einem Glas Wein oder einem Bier sitzend im Beisel oder in einem spelunkenhaften Bierlokal. Eigentlich ist mir das Tageslicht zu schade um es wegen einer nächtlichen Eskapade zu verpassen. Wenn es nach mir ginge würde ich mit der Sonne aufstehen und schlafen gehen, nur lässt das Caro nicht zu, weil sie liebend gerne ein wenig länger im Bett liegen bleibt und auch demensprechend spät schlafen geht - wir versuchen uns da in der Mitte zu treffen.
 
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 Switch Invard Heelflip @ Gap in Wien  Tailslide to SW BS Tailslide

Was sind die Pläne für die Zukunft?

Erstmal gilt es die Finanzkriese unbeschadet zu überstehen – man soll nicht glauben, dass die Welt des Skateboard-Business ungeschoren davonkommt. Laut Fachmeinungen soll das schlimmste ja noch kommen. Sonst sind einige sehr interessante Videoprojekte geplant, für die ich zu Frühlingsbeginn anfangen werde zu filmen. Außerdem möchte ich im Februar wieder in die USA fliegen. Sonst lasse ich alles eher auf mich zukommen.

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SW BS Flip (Photo by photofiles.com)

Erzähl mal von deinem Mag Tottoir! Wie kam es dazu und wo willst du damit hin?

Ich bin gerade dabei die vierte Ausgabe zusammenzustellen. Das ganze Projekt befindet sich noch im Aufbau und da ich das Ding komplett alleine organisiere, fällt da schon ein großer Brocken Arbeit an. Ich photographiere, mache das Layout, kümmere mich um die Inserate und um den Druck. Lediglich bei den Texten lasse ich mir, mit großer Dankbarkeit, helfen. Es ist schwer das Heft nicht nach Selbstdarstellung aussehen zu lassen und mit den fremden Texten ist diese Problematik doch ein wenig entschärft. Viele Leute bitten mich auch doch endlich ein Photo von mir selbst im Trottoir zu drucken, was ich nie, oder nur im äußersten Notfall tun wurde. Ich fände das in dieser ganzen Situation sehr unpassend.

Alleine zu arbeiten birgt aber auch ungeahnte Vorteile: ich muss mich auf niemanden verlassen und auch mit niemandem diskutieren was gedruckt wird und was nicht. Das verschafft mir, vor allem für so ein kleines Projekt, einen unersetzlichen Vorteil.
Einerseits habe ich das Problem, dass ich vom Layouten und anderen Dingen in diesem Metier keine Ahnung habe, allerdings habe ich so die Möglichkeit alles gleichzeitig, von Grund auf zu lernen und erarbeite mir dadurch eine unersetzliche Basissubstanz die mir niemand wegnehmen kann. Und ich habe tatsächlich das Gefühl, dass Trottoir von Mal zu Mal ein Stück besser und runder wird.

Ich habe lande gezögert und viele Leute, selbst mein Vater, habe versucht mir diese Idee auszureden. Jetzt bin ich aber heilfroh, das alles in Rollen gebracht zu haben, auch der Wiener Szene wegen (zumal es sich ja hauptsächlich auf Wien bezieht), und bekomme auch von den früheren Kritikern der Idee, guten Zuspruch.


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  Crailslide (Photo by photofiles.com)

Was ist momentan wichtiger, skaten oder photographieren?

Beides zusammen ergibt im Moment mein Dasein. Eines wäre ohne das andere nicht mehr das Gleiche.

Was sind die Stärken und Schwächen der Österreichischen Skateboardszene?

Ich fühle mich hier sehr wohl, da die Szene hier sehr klein und kompakt ist. Das macht sie um einiges immuner gegen lästige mediale Einflüsse und lächerlichen Modetrends. Ich habe oft das Gefühl, dass Skaten hier gewissermaßen lockerer ist. Blöd ist natürlich, dass dann die richtig guten Skateboarder selten den Weg nach „draußen“ finden. Es gibt großartige Skateboarder in Österreich, die aber, aufgrund der sehr kleinen Größe des Landes, nie Aufmerksamkeit auf sich ziehen werden. Vielleicht ist das aber auch besser so, da die nachkommenden Generationen daran sehen, dass es nicht das Ziel eines jeden guten Skateboarder ist Sponsoren zu haben und, dass der Spaß doch immer noch im Vordergrund steht.

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(Photo by photofiles.com)

Welches Land willst du unbedingt mal besuchen und warum?

Ich möchte auf jeden Fall mal mehr von der Balkanhalbinsel sehen. Diese Region ist so nah und doch so fremd für mich. Des Weiteren möchte ich eines Tages nach Kamtschatka Reisen. Da dieser Trip eine Menge Geld kostet, wird es wohl noch eine Weile dauern, bis ich mir das leisten kann.


 

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