THRICE Interview

  • Boardmag
  • 08.11.2004

Interview mit THRICE (Post-hardcore Quartett, das in Irvine, CA, im Jahr 1998 gegründet worden ist)

Im Rahmen der Deconstruction-Tour nahm sich Dustin, seines Zeichens Sänger und Gitarrist der Band die Zeit, mir Rede und Antwort zu stehen, obwohl er vom Heuschnupfen ziemlich geplagt wurde.



Ihr kommt ja aus Amerika. Von wo genau?

Wir kommen aus Los Angeles in Kalifornien. Genauer gesagt aus Orange County, das unterhalb von L.A. liegt.

Bist du dort aufgewachsen oder erst später dorthin gezogen?

Ich bin dort aufgewachsen und lebe seither auch immer dort.

Wie ist das Leben und die Szene dort?

Die Szene ist eigentlich ziemlich gut vertreten. Es gibt etliche Jugendliche, die oft an alle möglichen Arten von Shows gehen. Im Prinzip ist die Szene zweigeteilt. Einmal die Hardcore-Kids und dann die Punk-Kids. Das Problem ist, dass die jeweils unter sich bleiben und die andere Gruppe als minderwertig betrachten, was ich gar nicht mag. Die einen gehen aus Prinzip nur an Hardcoreshows und die anderen nur an Punkshows. Wenn wir spielen, dann bei allen möglichen Arten von Shows. Deswegen sind wir kein Teil einer bestimmten Szene. Wir stehen da eher etwas ausserhalb. Ich denke, dass das auf lange Sicht gesehen besser ist für uns, auch wenn es am Anfang schwieriger war, bis das Rad für uns richtig ins Rollen gekommen ist. Musik ist einfach Musik. Das ist es doch wofür wir alle leben. Ich finde, dass es wirklich cool ist, dass wir bisher die Möglichkeit hatten mit vielen verschiedenartigen Bands zu touren. Egal ob Metalcore, Emocore, Hardcore oder Punkrock. Alles war bisher dabei. Es war aber immer gut für uns und das Publikum, das so die Möglichkeit bekam, uns live zu sehen.

Seit wann gibt es THRICE nun genau und hast du davor schon in anderen Bands gespielt?

Nein, eigentlich hab ich davor in keiner anderen Band gespielt. Unser Gitarrist hatte eine kleine, aber unbedeutende Band, in der er mitmischte. Riley, der Drummer, war auch in zwei kleineren Lokalbands tätig, aber auch in diesem Fall ist das nichts besonders Erwähnenswertes.

Somit ist THRICE unsere erste wirkliche Band, die jetzt seit 5 Jahren existiert, nämlich seit August 1998.

Und wie sieht es mit Seitenprojekten aus, die ihr momentan noch am Laufen habt?

Nein, dafür haben wir leider gar keine Zeit. Ich liebe es mit THRICE zu spielen und würde aber trotzdem nebenbei noch gerne viel mehr machen. Ich habe mit Chris Carraba von Dashboard Confessional mal bei einer Show gespielt. Er fragte mich, ob ich Lust hätte bei dieser besagten Show in L.A. mit dabei zu sein. Wir haben einige Covers von anderen Bands gespielt die wir lieben und andere Songs. Das hat sehr viel Spass gemacht.

Euer letztes Album heisst "The illusion of safety". Gibt es einen Zusammenhang zwischen diesem Titel und dem weltweiten Terror oder hattet ihr etwas anderes im Kopf, als ihr diesen Namen ausgesucht habt?

Ja, da gibt es einen Zusammenhang. Es gibt eine Beziehung dazu, obwohl das Album schon ein paar Monate vor dem 11. September herausgekommen ist. Vielleicht war es ja eine Art Vorahnung?! Es ist jedenfalls nicht leicht, in diesen Zeiten den Glauben an die Menschheit nicht zu verlieren.

Was inspiriert dich am meisten, wenn du Songs und Texte schreibst?

Eigentlich ziemlich viele Sachen. Am wichtigsten dabei ist mir, was alles so vor sich geht in der Welt. Und wie ich das alles von meiner Seite aus sehe und interpretiere oder wie die Menschen darauf reagieren. Oder teilweise kommen auch persönliche Dinge zum Tragen, was an Songs wie "Kill me quickly" oder "To awake and avenge the dead" deutlich wird. Vor allem soll dieser letztgenannte Song aber die Wahrheit innerhalb der Gesellschaft in Frage stellen.

Wieso hat es solange gedauert, bis THRICE endlich den Weg nach Europa gefunden haben?

Eigentlich wollten wir schon lange nach Europa kommen und wir bekamen auch schon zahlreiche Angebote von Bands, die uns mitnehmen wollten. Aber der Konflikt war dann meist der, dass emotionale Gründe uns daran hinderten oder wir gerade am Songschreiben oder im Studio waren. Zudem sind wir eigentlich ständig auf Tour innerhalb von Amerika und schreiben an neuem Material. Deshalb hatten wir bisher einfach nicht die Zeit, nach Europa zu kommen. Jetzt sind wir aber hier und freuen uns wirklich sehr darüber, dass es endlich geklappt hat.

Euer Label, nämlich Universal-/ Island-Records ist ja ziemlich gross. Geht das okay für Euch und fühlt ihr euch dort gut aufgehoben?

Island ist ein Teil von Universal, aber als solches auch schon gross genug. Die Gruppe, die uns dort betreut ist überschaulich und eher klein. Wir verstehen uns super mit allen dort und können auch problemlos mit dem Chef des Labels kommunizieren. Alles ist sehr gut organisiert und die Leute kennen sich gut untereinander. Wir haben viel Respekt davor, was sie alles auf die Bühne stellen und sind glücklich damit, dass wir dort gelandet sind. Und zusätzlich lieben sie unsere Musik. Was sollten wir also mehr wollen?! Es wird keinerlei Druck auf uns ausgeübt, dass wir wieder ein Album machen sollen oder sonstwas. Sie lassen uns unser Ding machen und freuen sich über
das, was dabei rauskommt.

Euer neues Album "the artist in the ambulance" wird diesen Sommer erscheinen. Was können die Fans davon erwarten?

Ich denke, dass es wirklich unser bestes Album ist, das wir je gemacht haben. Und alle Leute, die es bisher gehört haben, haben das auch gesagt. Ich habe viel Zeit mit den Songs verbracht, um sie so gut wie möglich zu machen. Das zeigt sich daran, dass die härteren Teile noch viel härter geworden sind. Es ist auch von der Struktur her weiterentwickelt und nicht so flach wie bisher. Das liegt daran, dass wir wirklich genug Zeit hatten für die Aufnahmen diesmal. Es ist vielleicht etwas weniger melodisch, aber dafür viel heftiger in den Ausführungen, was in meinen Augen die Genialität ausmacht.

Arbeitest du nebenbei noch?

Nein. Wir sind nur 2-3 Wochen im Jahr zuhause und haben einfach die Zeit nicht, nebenbei noch zu arbeiten. Wir sind die ganze Zeit auf Tour, im Studio oder schreiben neue Songs.

Was hältst du vom Amerika unter Mr. Bush?

Das ist ein wirklich umfassendes Thema. Im Moment ist das gar keine gute Situation für Amerika und die Welt. Es gibt sicher viel darüber zu sagen. Ich denke, dass er mit seiner Politik einfach einen grossen Schaden in der ganzen Welt anrichtet. Es ist beängstigend was er so treibt. Ich hoffe einfach, dass die amerikanische Bevölkerung aufwacht und anfängt zu begreifen, was da passiert und dass sie nicht mehr einfach alles so hinnehmen , wie sie es von den Medien serviert bekommen. Das ist sicher das grösste Problem in Amerika. Die Ignoranz der Bevölkerung und die Verblendung
durch die Medien.

Wie würdest du selbst Eure Musik beschreiben?

Unsere Musik kann nicht einer bestimmten Kategorie zugeordnet werden. Sie ist einfach energiegeladen, emotional und heftig zur gleichen Zeit. Es ist Rockmusik und die Einflüsse vom Hardcore, Metal und des Punk sind unverkennbar.

Wie lange bleibt ihr jetzt hier in Europa?

Wir sind seit 4 Tagen hier und haben bisher zwei Shows gespielt in Österreich. Es ist wunderschön hier in Europa, vor allem dieser Ort ist herrlich. Der Wald und das Freibad dort drüben...einfach perfekt! Bis am 13. Juni werden wir noch hier sein und dann fliegen wir zurück in die Staaten, wo wir zwei Tage später wieder losmüssen, um die Vans Warped Tour zu spielen.

Besten Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, meine Fragen zu beantworten.

Ich danke dir.

Interview by Tanja
 

Produkte, die Sie interessieren könnten

T-Shirt Boardmag Guardian

Boardshop
€ 34,95