Interview mit Shortage

  • Boardmag
  • 06.09.2006

thumb_shortage6 Vor der Show von Shortage in Konstanz im Contrast am 25.08.2006 unterhielt ich mich mit dem Drummer Pascal und dem Sänger Flo, die sich als sehr gesprächige und nette Kommunikationspartner erwiesen. Lest hier, was sie zu myspace, Vorbildern, Frisbee-werfenden Ethnos etc. zu sagen haben:



Interview mit
Flo (Sänger) und Pascal (Drummer)

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Tanja: Ihr spielt ja leider ziemlich selten hier unten bei uns im Süden. Wie kam denn die Show im Contrast zustande?

Pascal: Wir wurden über myspace.com von Fidschi angemailt. Er hatte das Line-Up für die Show eigentlich schon zusammen, hat aber noch einen Headliner gesucht, weil JAYLAN nicht konnten.

Tanja: Seid ihr denn jetzt extra nur für diese eine Show so weit gefahren?

Pascal: Nein, wir spielen morgen noch in Stuttgart, genauer gesagt in Filderstadt.

Tanja: Ihr habt ja ein neues Album im Gepäck, das sich "Blackout" nennt. Wie seid ihr auf diesen Titel gekommen?

…beide überlegen….

Flo: Das hat sich erst später zusammengefügt. Der Albumtitel war vorher schon im Gespräch, das kam irgendwie von David, aber ich bin mir nicht mehr ganz sicher. Der gleichnamige Song hat sich dann erst nachträglich ergeben. Das Booklet etc. baut alles aufeinander auf und wir haben den Akkustiksong genau in die Mitte gesetzt und ihn "Blackout" genannt, so als hätte man an der Stelle den Blackout. Der Albumtitel war dann einfach irgendwann da.

Pascal: Wir haben so darüber geredet und es gab nicht viel Auswahl an Titeln. "Blackout" ist ein einfaches Wort, jeder weiss wie man es schreibt und was es bedeutet. Insofern fanden wir es relativ "catchy".

Tanja: Viele Kritiker denken ja, dass das neue Album deutlich metallastiger rüberkommt als der Vorgänger. Äussert Euch doch mal bitte zu der Meinung.

Beide: Ja!

Flo: Metallastiger ist das schon, härter aber jetzt nicht unbedingt würd ich sagen. Aber es sind auf jeden Fall mehr Metaleinflüsse drin.

Tanja: War das denn eine Entwicklung oder habt ihr bewusst gesagt, dass ihr jetzt metallischer klingen wollt?

Pascal: Nein, beabsichtigt war das nicht. Es gab eine Kritik, die sich bei dem Vorgänger "Control_1.0" immer wiederholt hat. Das war die Geschwindigkeit. Viele Leute, die uns was bedeuten, also Freunde von uns sind, haben gesagt, dass wir mehr aufs Gas treten sollten, um den Sound intensiver klingen zu lassen. Das haben wir dann auch ausprobiert. Ganz früher hatten wir auch schon mal so was gemacht. Wir haben die Geschwindigkeit dann gesteigert und unseren eigenen Stil beibehalten. So haben wir bemerkt, dass schnelle Songs auch Spaß machen können. Es ist eben auch der "Zahn der Zeit", was diese Metalparts betrifft. In der Regel setzen wir uns keine Grenzen, wenn wir im Proberaum am Jammen sind.

shortage1Tanja: Also wolltet ihr nicht einfach nur mit dem Trend gehen?

Pascal: Nein, das auf keinen Fall. Was ich ziemlich gut finde ist, dass innerhalb des Albums eine deutliche Trennung herrscht. Es gibt 3 oder 4 Songs, die eindeutig hardcoremässig sind. Da ist der Metalanteil fast nicht mehr vorhanden. Wir fanden es geil, nicht immer alles nur in einen Song zu verwursteln.

Tanja: Mich hat "Collapse", also das Intro, das ein ziemlich derbes Metalbrett ist und mit der Tür ins Haus fällt, voll weggeblasen und ich konnte zuerst gar nicht glauben, dass das SHORTAGE sein sollen, als ich Eure neue Scheibe das erste Mal gehört habe.

Pascal: Das ist sozusagen ein kranker Anfang, den wir mal geschrieben haben. Eigentlich wollten wir daraus einen richtigen Song basteln, aber es wurde immer schwieriger. Jedenfalls haben wir dann eine Art Intro daraus gemacht, damit es einfach mal kurz klatscht.

Tanja: Das habt ihr auf alle Fälle erreicht. Es hat geklatscht und zwar richtig. Wie seht ihr selber denn Eure Entwicklung von "Control_1.0" bis zum jetzigen Werk "Blackout"?

Flo: Das hat sich bei uns über die Jahre einfach immer alles so ergeben. Natürlich macht man als Band Fortschritte und entwickelt sich weiter, es kommen andere Musikeinflüsse dazu, aber im Allgemeinen ist es eine Weiterentwicklung, die einfach passiert. Es verändert sich ja auch so einiges mit der Zeit. Die Bandmitglieder werden technisch immer besser oder der Gesang wird verändert. Geplant wird das eigentlich nicht, sondern es ist unser Style und spiegelt das wieder, was wir sind und was wir mögen.

Pascal: Das Potpourri an Input, was die Musikrichtungen betrifft, ist bei uns ganz divers und extrem gross. Wir setzen uns da keine Grenzen. Die Metalcoresache geht nicht spurlos an einem vorbei, weil es da echt Bands gibt, die richtig gut sind. Ich bin so ein Kandidat, der extrem viel davon konsumiert. Wenn man da dann drüber nachdenkt oder das verarbeitet, übernimmt man unbewusst bestimmte Dinge.

Flo: Manchmal ist es auch so, dass man unterbewusst was bastelt und dann merkt, dass ein bestimmter Part wie eine andere Band klingt. Das kann man dann halt nicht machen. Es reicht irgendwo bei einer Show einen Part zu hören, den aktiv gar nicht wahrzunehmen und vier Wochen später meint man dann, man hätte den Superpart geschrieben. Bis man merkt, dass es ihn schon gibt.

Pascal: Also wir sehen es definitiv als Weiterentwicklung. Inwiefern Aussenstehende das aber nur als Veränderung sehen oder die Weiterentwicklung bemerken, bleibt jedem selber überlassen.

Tanja:Was gab es denn für positive und negative Aspekte, die euch in der Entstehungszeit des neuen Albums beeinflusst haben?

Pascal: Drück mal auf Pause…Das ist eine gute Frage. Also bei mir gab es jetzt keine besonderen Vorkommnisse, die sich in der Musik wiederspiegeln würden. Jeder von uns nutzt die Band als eine Art Ventil. Egal für welchen Frust, ob Beziehung, Arbeit oder sonstwas. Daher würd ich jetzt sagen, dass das Leben als solches der Einfluss ist.

Flo: Ein positiver Aspekt ist, dass wir das jetzt schon lange in der Besetzung machen und man immer noch Bock hat, neue Songs zu schreiben und wir immer noch super miteinander auskommen. Und dass wir wieder Lust haben ins Studio zu gehen. Man macht einfach weiter und hat ständig In-und Output, was das Songwriting angeht. Wir hatten immer Bock auf uns fünf und waren motiviert, neue Songs zu basteln. Im Studio ist es zwar anstrengend und chaotisch, aber im Nachhinein hat es sich stets 100-prozentig gelohnt.

Pascal: Meine positive Motivation fällt mir grad ein. Wir dachten, wir müssten jetzt einfach mal noch richtig was reissen. Die Sache mit "Control_1.0" hätte sicherlich mehr sein können. Als wir die neuen Songs gemacht haben, hatten wir richtig Bock drauf, den Leuten zu zeigen, dass wir noch mehr draufhaben.

shortage2Tanja: Vor kurzem hattet ihr zusammen mit AGNOSTIC FRONT einen Gig in Eurer Hometown Berlin. Erzählt doch mal ein bisschen was über die Show bitte.

Pascal: Die Story dahinter ist folgende. Ich war im Urlaub, als ich plötzlich einen Anruf von unserem Gitarristen Ashkan bekam. Er erzählte mir, dass wir auf den Showplakaten draufstehen und fragte mich, wieso ich ihnen denn nicht gesagt hätte, dass wir die Show da spielen würden. Aber ich wusste ja selber nichts davon. Normalerweise läuft das Booking über mich. Dann hab ich rumtelefoniert und es hat sich rausgestellt, dass wir auf diese Show gebucht wurden, ohne gefragt zu werden. Es war also eine Kackaktion von jemandem, der uns gebucht hat, ohne uns zu fragen. Wir haben die Show im SO36 gespielt, welches in Berlin ziemlich bekannt ist. Wir haben da schon oft gespielt und kennen die Leute dort gut. Ich hab dann angerufen und nachgefragt. Die sagten mir, dass das schon seit drei Wochen feststehen würde und wir waren also demnach die einzigen, die nichts davon wussten. Es hiess dann auch, dass es für eine Supportshow keine Kohle gibt. Wir haben dann abgelehnt und wollten nicht spielen. Unser Bassist hat dann mit denen verhandelt und jetzt haben wir dafür sogar noch Kohle rausgeschlagen und das erste Mal im SO36 als Supportband nicht als erste gespielt. Das war super! Bisher waren wir nämlich immer "local support". Trotzdem haben wir uns natürlich überlegt, ob es für uns als Band und mit der Art von Musik überhaupt gut ist, vor AGNOSTIC FRONT zu spielen, weil die ja doch oldschooliger sind und eher so Oi-Leute anziehen. Aber irgendwie scheint alles immer mehr zu verschmelzen. FIRST BLOOD waren auch noch dabei, die sind ja ebenso eher moshig und metallisch und ZERO MENTALITY auch, das sind Freunde von uns.
Also war es im Nachhinein ein guter Abend. Es hat viel Spaß gemacht und es gab gar keine Diskrepanzen zwischen den Konzertbesuchern. Als AGNOSTIC FRONT vor zwei Jahren in Berlin gespielt haben, war das Publikum noch zu 80% ein anderes.

Flo: Im SO36 ist es einfach immer super. Wir spielen da gerne. Nur dadurch, dass wir erst nicht gefragt worden sind, waren wir zuerst nicht so begeistert. Sonst haben wir aber immer Lust auf diesen Club, weil jede Band gleich behandelt wird. Es gibt einen Backstageraum für alle und jeder bekommt das gleiche Essen. Da sind dann auch Berührungspunkte da, wo man Leute kennenlernen kann. Also der Abend hat sich auf jeden Fall voll für uns gelohnt. Es hat total Spass gemacht.

Pascal: Ausserdem hat man im SO36 als Band einfach den besten Sound. Auch wenn man als Vorband spielt.

Tanja: Am 09.06.2006 habt ihr Euer 10-jähriges Bandjubliäum gefeiert. Wie habt ihr denn den Tag so verbracht?

Flo: Wir haben Emo-SMS verschickt.

Pascal: An dem Tag waren wir gar nicht zusammen. Da waren wir alle verstreut. Ich hab angefangen SMS zu schreiben, das waren so Emo-RundSMS. Da gab es dann Knutscher und so was. Die Show hat eine Woche später, also am 17.06. stattgefunden. Wir wurden angesprochen, ob wir diese Show spielen wollen und da es eh kurz nach dem Jubiläum war, haben wir die Show kurzerhand zu einer Jubiläumsshow gemacht. Wir haben den Abend einfach den Abend sein lassen und mit bekannten Bands zusammen gespielt. Wir haben uns nicht nackt ausgezogen oder Luftballons verteilt, sondern uns musikalisch entblösst, indem wir den allerersten SHORTAGE-Song gespielt haben, den wir je geschrieben haben. Das Repertoire war also einmal quer durch alle CD’s.

shortage3Tanja: Euer neues Album kam auf Beniihana-Records raus. Vorher seid ihr bei Circulation Records gewesen. Wie kam denn der Wechsel zustande?

Pascal: Bei Circulation hatten wir nur einen Vertrag über eine Platte. Die Zusammenarbeit gegen Mitte des Releases war damals nicht mehr so gut mit dem Label. Ich kenn den Björn von Beniihana seit 10 Jahren persönlich und er kam dann auf einer Show von uns, die meines Erachtens nichtmal besonders gut war, her und hat uns gefragt, ob wir denn nicht eine Platte mit ihm machen wollen. Das ist dann eben auch passiert. Aus Worten wurden Taten. Wir haben darüber nachgedacht und wollten es auch. Dann wurden die Bedingungen geregelt und alles war geklärt.

Tanja: Und wir wäre das denn jetzt, wenn ein grosses, einflussreicheres Label an Eure Tür klopfen würde?

Pascal: Da kommen mir fünf Grossbuchstaben in den Sinn, nämlich S-O-R-R-Y…das würden wir dann zu Björn sagen.

Flo: Ja klar. Das mit Beniihana ist eigentlich eine Freundesgeschichte. Man kennt sich schon lange und wenn jetzt ein Label kommt und sagt wir müssten 80 Shows im Jahr spielen oder ähnliches dann würden wir da drüber nachdenken. Aber grundsätzlich hat man bei einem grossen Label ganz andere Voraussetzungen. Wir wollen nicht unbedingt Geld damit verdienen, sondern unsere Musik an den Hörer bringen und zeigen, was wir draufhaben. Aber wenn man dann dafür seinen Job an den Nagel hängen muss, dann müssten wir erst nochmals drüber reden. Ich bin mir da also nicht ganz sicher, ob wir das wirklich machen würden, weil wir sehr realistisch sind. Aber momentan ist es ja noch nicht so weit.

Pascal: Die Sache, die mich freuen würde wäre, wenn das Touren dadurch komfortabler werden würde und man die Möglichkeit bekommen könnte, endlich mal eine Supporttour zu spielen. Die Platten bekommt man dann überall und mit einem grösseren Label im Nacken gibt es oft auch Toursupport. Ich denke wir alle wünschen uns nichts lieber, als mal eine richtige Supporttour zu spielen. Das schafft man nur, wenn man eine gute Bookingagentur hat oder ein Label, das einem unter die Arme greift. Jeden Schritt nach vorne würden wir sicher nicht abschlagen.

Tanja: Bucht ihr denn momentan die Shows selber?

Pascal: Anfangs dachte ich, myspace wäre ein geiles Portal mit guten Resonanzen. Aber in dem Jahr wo wir jetzt bei myspace sind, wurden nichtmal fünf Shows darüber klargemacht. Wir hatten viele Angebote und es wurden Details verhandelt wie Kohle etc. Aber dann gab es plötzlich wieder Ausreden oder kurzfristige Absagen von Shows. Es schreiben einen viele Leute an, ob man spielen will, man verhandelt, macht einen Termin und dann platzt die Seifenblase auf einmal. Das ist echt mau muss ich sagen. Aber ansonsten machen wir das alles selber, ja.

Tanja: Ihr habt SHORTAGE im Jahr 1996 gegründet. Damals waren Bands wie SNAPCASE, MACHINE HEAD oder EARTH CRISIS Eure Vorbilder. Wie ist der Stand der Dinge diesbezüglich denn momentan?

Flo: Machine Head ist bei mindestens zwei aus der Band bis heute ein Thema und einer davon bin ich. Earth Crisis sind auch immer noch top.
Als kleinere Band und in den Anfängen orientiert man sich ganz anders. Über die Jahre verändert sich die Art und Weise, Songs zu schreiben komplett. Wir haben unseren eigenen Stil entwickelt und dem bleiben wir auch treu. So richtige Vorbilder brauchen wir heute eigentlich nicht mehr.

Pascal: Es gibt Bands, die hören wir alle seit 10 Jahren oder länger. Die sind auch sehr wichtig für uns. Die haben aber nur mit den einzelnen Bandmitgliedern zu tun. Aber nichts mit der Band selber. Man sagt dann nicht mehr, dass man unbedingt mal so einen Song wie Snapcase o.ä. machen möchte.

shortage5Tanja: 1999 kam euer erstes Full-Length Album raus, das den Titel "The fine line between love and hate" trägt. Das wurde damals über I.C. Recordings veröffentlicht. Was denkt ihr heute über das Werk?

Beide lachen...

Flo: Wir haben damals selber sehr viel zum Mischen etc. beigetragen. Letztendlich haben wir immer gemacht, worauf wir Bock haben, aber wenn wir uns das heute anhören, hätten wir doch besser auf den Mischer hören sollen denke ich. Wir hatten damals lange nicht die Möglichkeiten, es war gesangsmässig und soundtechnisch ganz anders und auch das Equipment war nicht zu vergleichen. Trotzdem stehen wir immernoch hinter einem Grossteil der Songs und spielen teilweise auch noch welche davon. Einen (nämlich "Untrue") spielen wir seit vielen Jahren live. Auf den haben wir immer wieder Lust. Einige Songs müssen wir uns allerdings nicht mehr geben, aber das ist wohl die normale Entwicklung.

Pascal: Damals, uns gab es gerade drei Jahre und wir waren noch eine junge Band, haben wir ein Album mit so einem Sound rausgebracht, der einfach 90er-spezifisch war. Natürlich sind da einige Fehler drauf, vor allem was den Sound betrifft. Das kann man auch nicht richtig laut hören, weil einen dann der Bass umbringt. Aber ich glaube, dass wir damals "up-to-date" waren und 2 Songs davon sind ja bis heute in unserem Liveset mit dabei. Die werden da auch immer bleiben.

Flo: Damals war das einfach unser Sound.

Pascal: Und was man nicht vergessen darf ist, dass damals lange nicht so viel Geld in der Szene im Umlauf war wie heute. Wobei man auch nicht alles aufs Geld schieben kann. Bei der Produktion wollten wir einfach genauso klingen. Es war sehr authentisch und wir klangen damals auch live so.

Beide lachen...

Tanja: Ihr wohnt ja in Berlin-Kreuzberg. Ist das denn eine städtische Idylle oder eher genau das Gegenteil davon?

Pascal: Wir haben den besten Park, den Kanal zum Abhängen und es ist einfach nur super dort.

Flo: Im Park kann man Grillen und ungestört sein.

Tanja:
Ich hab da eher an so eine hässliche Betonwüste gedacht muss ich sagen.

Flo:
Klar, Betonklötze gibt es schon, aber in Kreuzberg gibt es auch sehr schöne Ecken. Idylle ist das ganz bestimmt, schon alleine was die Essensmöglichkeiten angeht. Es ist einfach alles multikulturell dort. Das einzige was langsam nervt ist, dass jede Scheiss Filmcrew in Berlin-Kreuzberg drehen muss, die Gehwege dann gesperrt sind etc. Das wurde über die Jahre wohl hip.

Pascal:
Flo und ich wohnen im selben Haus. Früher haben wir zusammen gewohnt. Wir wohnen in so einem hässlichen Betonklotz, aber nach drei Minuten Fussweg sind wir am Kanal oder im Görlitzer Park, wo sich die trommelnden Punker, die Frisbee-werfenden Ethnos und die grossen türkischen Familien die Klinke in die Hand geben. Es ist super! Alles rund um das SO36 ist grossartig. Da gibt es die Oranienstrasse, sie sehr grün ist, voller Altbauten und vielen kleinen Läden. Das ist nicht so der Plattenbaustyle dort. Es ist definitiv der beste Bezirk!
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Tanja: Nach dem Debütalbum hat es ganze fünf Jahre gedauert, bis ihr dann "Control_1.0" rausgebracht habt. Warum eigentlich?

Pascal:
Es gab mehrere Faktoren. Wir wollten ein Album rausbringen und haben dann Demos verschickt, die wir in schöne Mappen verpackten. Dabei haben wir allen Labels, die man so kennt eine zukommen lassen. Es gab aber komischerweise nur ein Feedback, obwohl wir richtig viel Kohle in die Mappen gesteckt hatten . Nur einer von BMG hatte mich angerufen. Er hat Interesse bekundet. Das war zuerst sehr geil, weil der ganz tolle Sachen geredet hat am Anfang. Er meinte, ich solle ihm Bescheid geben, weil er uns mal live sehen wolle. Als ich ihn dann wieder anrief, konnte er sich plötzlich nichtmal an mich erinnern. Und dann hiess es, wir müssten innovativer sein und deutsche Texte schreiben und so was...blabla...Es klang echt so, als ob er unsere Musik gar nie gehört hatte und sich nicht mit uns auseinandergesetzt hatte. Der brachte Bandvergleiche, wo ich mich echt fragen muss, ob der überhaupt einen Schimmer von dem hat was er da macht. Und so investiert man Kohle, Mühe und sein Herzblut, um nichtmal ein "Ne in danke" von den Labels zu hören oder zu erfahren, weshalb sie nix von einem wissen wollen und sich nicht melden. Das demotiviert dann einfach nur und so plätscherte zu der Zeit alles vor sich hin.

Flo:
Pascal und ich haben zu der besagten Zeit zusammen gewohnt und auch zusammen gearbeitet.

Tanja:
Oh Gott, das ist ja schlimmer als eine Beziehung...

Flo:
Wir haben uns also fast 24 Stunden am Tag gesehen und am Ende haben wir uns dann nur noch gestritten. Das hat auch eine Rolle gespielt. Und der Frust von der Promoaktion kam noch dazu. Wir haben angefangen zu zweifeln, privat lief alles scheisse und so hingen wir erstmal in den Seilen. Irgendwann hatten wir uns dann wieder zusammengerauft und konnten die Fronten klären. Dann kamen die von Circulation Records auf uns zu und wollten ein Album mit uns machen. Somit hatten wir dann auch wieder ein Ziel vor Augen.

Tanja:
Also was wünscht ihr Euch denn dann am meisten für die Zukunft?

Pascal:
Dass wir eine Bookingagentur finden, die uns unterstützt, dass wir mehr Shows im Süden und vor allem auch in der Schweiz und Österreich spielen können und dass unser neues Werk gut ankommt.

Tanja:
Besten Dank für das informative, raumgreifende Gespräch und weiterhin viel Erfolg.

Wir danken dir!



Web:
www.shortage.de