CD-Review: Danny Fresh mit Vidi

  • Boardmag
  • 14.07.2007


„Alle guten Dinge sind drei…“
, mit diesen Worten startet Danny Fresh seinen Weg an die Spitze des deutschen Hip-Hop. Der opener-Track „dreieinige Styles“ glänzt a la Deutsch-Leistungskurs mit „durchdachten Anaphern und verschachtelten Nebensätzen in bildhafter Sprache“. Der Track ist eher durch die teils witzige, teils ernst gemeinten Wortspielereien rund um die Zahl drei geprägt, als von sonderlich viel Inhalt, was aber bei dem Abwechslungsreichtum des Albums nicht wirklich

unbenanntins Gewicht fällt! Ob es bei soviel Hype um die Zahl drei eher der Zufall, oder doch die Tatsache, dass sich der Favourite-Track der meisten Menschen auf einer CD irgendwo zwischen Track drei und fünf befindet, der Grund dafür ist, dass sich Herr Fresh genau diesen a.k.a „Rockstar“ feat. Denise Modjallal als erste Single-Auskopplung gewünscht hat, bleibt allerdings unbeantwortet. Jedenfalls kann man sich nicht dagegen wehren, gleich zu Beginn des Tracks das imaginäre Bild einer 10-köpfigen Kombo aus den 50er Jahren mit Melone auf dem Kopf und swingendem Gehstock in der Hand vor dem geistigen Auge zu haben! Bei dem funky untermalten Beat, übrigens von DJ Realson, in Kombination mit dem Chorus von Denise, sollte das auch niemand wundern! Inhaltlich meistert Danny die Gradwanderung zwischen blanker Ironie und „Starallüren“ nach allen Regeln der Kunst und schließt sinngemäß mit „Fresh ist ein Rockstar“. Das Danny trotz allem Hip-Hop Hype und Gangster-Immage auf dem Boden der Tatsachen geblieben ist und „Rockstar“ vielleicht doch mit einem Augenzwinkern gehört werden sollte, stellt er in „Siehst Du ?“  alles andere als in Frage!

Weiter geht’s auf dem Album in Richtung „Wie gestalte ich mein Leben sinnvoll, ohne viel Zeit zu verschwenden und mache auch noch das Beste draus ?!“ mit den Tracks „Move Es“ und „Ein Leben“ feat. Xavier Naidoo. Xavier steuert dem Track seinen unverkennbaren Soul bei und macht ihn auf jeden Fall melodisch zu einem Höhepunkt des Albums. Nebenbei ist der Soul-Einfluss aus Mannheim unverkennbar im gesamten Verlauf der Platte zu hören, was natürlich nicht zuletzt auch an den fast unendlich gefeatureten Soul-Diven liegt, die eigentlich die kompletten Hooks auf der Platte in Beschlag nehmen!  Hier nur ein paar weibliche Namen, die ihren Beitrag zum Gelingen des Albums beigesteuert haben: Laura Bellon, Bintia und Denise Modjalla!

Das der Hang zum Soul bei Danny Fresh nicht von ungefähr kommt, zeigt ein kurzer Blick in seine bisherige „Karriere“: Nach einem siebenjährigen Projekt mit der Hip-Hop Crew „W4C“ (Warriors for Christ) und diversen Veröffentlichungen, geht Danny seit 2000 eigene Wege und sammelt in seiner Heimatstadt Böblingen reichlich Props. Seit 2002 stellt Danny eine feste Verbindung zwischen Böblingen und Mannheim her, ist u.a. auf dem Sampler „Zeit was zu ändern“ des ehemaligen Mitglieds der Söhne Mannheims Rolf Stahlhofen zu hören und tourt mit Stahlhofen, sowie dem Mannem’ Soul Orchestra. 2005 und 2006 ist Danny jeweils auf Xaviers Alben „Telegramm für X“ und auf der Single „Zeilen aus Gold“ zu hören, bevor er, ebenfalls 2006, als Support-Act auf Xavier`s Tour „Bist Du am Leben interessiert“ auftritt.

Bei soviel Soul-Feeling auf dem Album darf natürlich das Thema Liebe auf Fresh´s Album nicht ausgeschlossen werde. In den Tracks „Du und ich“ (feat. Laura Bellon), „So wie das hier“ (feat. Denise Modjalla) und „Wenn ich Dir alles gebe“ (feat. Rolf Stahlhofen)  spricht Danny Fresh die unterschiedlichsten Problem mit und rund um das weibliche Geschöpf und dessen Eigenarten an. In „Wen ich Dir alles gebe“ revangiert sich Danny Fresh nicht nur durch das Feature bei Rolf Stahlhofen, sondern lässt auch in Sachen Liebe, Vertrauen und Enttäuschung tief blicken, ohne dabei zu sehr ins Kitschige abzudriften! Rein raptechnisch eine runde Sache, bin ich doch alleine beim Lesen der Lyriks dreimal ins Stocken gekommen! Das Ganze dann noch in double-, ohne rein zweckmäßige-Rhymes, wenn auch nicht besonders schnell zu rappen ist schon eine beachtliche Leistung! Das der Herr Fresh auch vor doubletime-Sprechgesang in Kombination mit aussagekräftigen Textpassagen über die Vorzüge des Lebens nicht zurückschreckt beweist er im Feature mit Tone auf „Komm mit“, sehr schön in Verbindung mit dem etwas düsteren aber kraftvollen Beat!

Eine Massenansammlung von Battletracks mit harten Gangster-Lyriks sucht man auf der LP vergeblich. Lediglich „A & O“ sowie „D-Day“ lassen es in Sachen Punchlines so richtig krachen. Mit Textpassagen wie „Das hier is angesagt wie Berlin-Rap, doch ich kann flowen, Du hattest die Hand am Thron, doch ich komm back wie Aragorn…“ oder „Ich brauch für Erfolg kein Nazi-Image mitm Adler No MfG für Arme, Sonnenbank hat Zunge verbrannt Flow. Kreuzigungsszenen in Clips, is ne zu krasse Show…“ dürfte wohl jedem Kind klar sein, ich welche Richtung Danny Fresh seine Waffen richtet! Bei der Gelegenheit bekommt meine Heimatstadt in „A & O“ ebenfalls einen Streifschuss ab („Du bist so Ghetto wie Gangsta-Rap out of Paderborn, für credibility schickst du dein arbeitslosen Vater vor.“ ), was man Danny bei der Qualität in Sachen Paderborner Hip-Hop aber auf keinen Fall verübeln kann! Das fehlen von harten Textpassagen ohne Sinn und Zweck hat für Danny aber auch einen einfachen Grund; so will er sich nach eigenen Aussagen doch eher dem „conscious Rap“ a la Curse, Mos Def oder Talib Kweli zuwenden. Den Einfluss des genannten Mindener-MCs hört man in „Ich wünsch mir“ meiner Meinung nach zu stark heraus. Ich konnte mich beim dreimaligen hören des Songs nicht gegen die unübersehbaren Parallelen zu diversen Tracks aus „Innere Sicherheit“ oder „Sinnflut“ (Curse) wehren! Auch sonst lässt das Album in Sachen philosophisch/religiöse Textpassagen den Einfluss der Vorbilder deutlich spüren: Im eben erwähnten Track, lässt Danny seine stille Sehnsucht nach Familie und Kindern, sowie einem Leben ohne Struggle durchschimmern, bevor er sich in „Gott ist“, wie der Titel schon erahnen lässt, dem Allmächtigen zuwendet. Dabei setzt Danny gleich alle Rechtfertigungen des Glaubens für Krieg/Anschläge etc. außer Kraft! Auch hier bekam ich den Eindruck, dass die Themen zwar gut ausgewählt, aber alle doch irgendwo schon mal in gleichem oder ähnlichem Zusammenhang thematisiert worden sind. Ansonsten lässt das Album in Sachen Experimentierfreudigkeit und Themenvielfalt keine Fragen offen; vom Elektro-Beat in „Mannheim“, über fließend getaggte Reime in „Mein Weg“ (feat. Laura Bellon), bis hin zu eher langsamen Tracks wie „Auf Wiedersehen“ und einem Feature mit Pal One & Bintina auf „Get Back“ ist alles vorhanden!

Fazit: Rein textlich gesehen mit Sicherheit ein herausragendes Album. Gerade das Verzichten auf aggressive Battletracks und „bitchaufdiefressemotherfucker“-Textstellen ist bei dem heutigen Niveau im deutschen Hip-Hop sicherlich nicht selbstverständlich! Auch thematisch meistert Danny Fresh die Grandwanderung zwischen Ironie/Wortwitz und tiefgreifenden, teils philosophischen Tracks, mit Bravour! Allerdings mangelt es meiner Meinung nach an der Umsetzung des Albums: Irgendwie musste ich mich doch dazu durchringen das Album ein zweites Mal komplett anzuhören, weil die Tracks rein rap- und aufbautechnisch nur wenig Abwechslung bieten. Einzig und allein die Features bringen ein wenig Spass in den nicht wirklich „freshen“ Style von Danny! Nichtsdestotrotz ein bodenständiges Album mit dem lobenswerten Versuch  Mr.Hip-Hop dahin zu bringen, wo er mal war !

Mehr Infos, auch zur Tour unter: www.dannyfresh.de oder https://www.myspace.com/freshhiphop