ADH Open 2010 - Nachbericht

  • Boardmag
  • 22.06.2010

Raus aus der Vorlesung, rein in die Wellen!
Podium für den Freiburger Markus Emerich bei den Hochschulmeisterschaften im Wellenreiten

Seignosse plage (bg).

Alle Jahre wieder an Pfingsten zieht eine Horde von Schwarzwälder Surfern ins südfranzösische Seignosse plage, um bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften im Wellenreiten mitzumischen. Von den mehr als 60 angereisten Freiburgern gingen in diesem Jahr insgesamt 13 ambitionierte Starter für die Uni Freiburg ins Rennen - und das mit Erfolg. Der Freiburger Markus Emerich sicherte sich souverän den 3. Platz in der Disziplin "Longboard". Auch die anderen Freiburger zeigten in allen Klassen ansprechende Leistungen.
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Nach der ersten Hauptrunde, musste der Wettkampf aufgrund mangelnder Wellenhöhe für zwei Tage unterbrochen werden. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich noch alle Freiburger im Wettbewerb. In der zweiten Hauptrunde erwischte es dann dafür gleich fünf Freiburger, die aus dem Wettkampf ausschieden. Christian Galsterer und Tobias Frenz kamen bis in die dritten Runde und bewiesen bei ihrer ersten Teilnahme an den Hochschulmeisterschaften, dass auch in den nächsten Jahren mit ihnen zu rechnen sein wird.

Die Hoffnungen lagen nun auf den Schultern von Hauke Krämer und Jeroen Jansen. Unglücklicherweise trafen die beiden Freiburger jedoch im Achtelfinale direkt aufeinander. Nach einer eingehenden Analyse der gegenwärtigen Bedingungen (Windrichtung, steigende Flut, große, weiter draußen brechenden Wellen mit mehr Punktepotential, u.s.w.) legten sich Hauke und Jeroen gemeinsam auf eine Taktik fest. Demnach wollten sie etwas weiter als die Kontrahenten aufs Meer hinaus paddeln, um dort auf größere, aber leider auch immer seltener brechenden Wellen zu warten. Der bestplatzierte Freiburger des letzten Jahres, Hauke Krämer („...es wäre mehr drin gewesen“), war durch eine Krankheit aber leider nicht auf der Höhe seiner Leistungsfähigkeit und konnte deshalb nicht an die sehr gute Platzierung des Vorjahres anknüpfen: Er schied mit einer Punktzahl von 5,15 knapp aus. Jeroen Jansen schaffte es dagegen, eine lange Welle bis an den Strand abzufahren und sicherte sich somit den ersten Platz in diesem Lauf mit 7,30 Punkten. Im folgenden Interview äußert sich Jeroen zu seiner Siegerwelle:
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F: Ronny, Glückwunsch zum Erreichen des Viertelfinals. Wie gut ist die Taktik, die ihr euch vorher überlegt hast, aufgegangen?
Jeroen: Es war natürlich riskant, draußen zu warten. Nachdem ich schon eine halbwegs gute Welle hatte und nur noch fünf Minuten Zeit waren, wurde ich schon etwas nervös.
F: Aber dann ...
Jeroen: Ja, dann kam doch noch kurz vor Schluss ein Double-up, ich bin relativ spät rein gekommen und hatte dadurch einen steilen Einstieg.
F: Wie war dein Plan als du dann in der Welle warst?
Jeroen: Na ja, ich wollte sie abfahren, das Wasser war sehr unruhig und es war wie eine Schussfahrt auf einer buckligen Piste. Danach merkte ich, dass ich zu weit auf der Schulter der Welle war und einen Cutback machen musste, damit ich in der Welle bleibe.
F: Hast du mit dem Gedanken gespielt, die Welle bis in den Shorebreak durchzuziehen?
Jeroen: Nach dem Cutback dachte ich: was geht noch? Dann habe ich mich aber gegen ein weiteres Manöver bis auf den Sand und für mein Brett entschieden und bin aus der Welle raus.

Trotz seines Ausscheidens im darauffolgenden Viertelfinale zeigte sich Jeroen „sehr zufrieden“ mit seinem Wettkampf und ließ sich am Strand von mehreren Dutzend Freiburger Fans feiern.

Bei den Damen lieferten Svenja Sickert und Newcomerin Jil Biener trotz ihres Ausscheidens in der ersten Runde einen guten Wettkampf ab. Sie ließen sich auch durch die starke Konkurrenz nicht beeindrucken und kündigten an „nun noch mehr Ehrgeiz entwickelt zu haben, um es im nächsten Jahr besser zu machen“.
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Markus Emerich startete schließlich als einziger Freiburger in der Disziplin "Longboard Men". Markus meldete sich spontan einen Tag vor dem Beginn des Wettbewerbs zur Teilnahme an: „Ich habe mich nach zweiwöchigem Urlaub und damit verbundenem Training in Spanien gut gefühlt und wollte dementsprechend eine gute Platzierung erzielen.“ Die erste Hauptrunde verlief für Markus mit einem 1. Platz viel versprechend. In der 2. Runde gewann er ebenfalls seinen Lauf und erreichte damit das Halbfinale, indem der große Favorit, Adrian Siebert, der amtierende Deutscher Meister im Longboarden, auf ihn wartete. Dieser gewann das Semifinale mit einer überragenden Punktzahl von 17,50, Markus belegte mit 10,50 Punkten den zweiten Platz und zog somit ebenfalls ins Finale ein. „Ich werde auf jeden Fall alles geben und hoffe, dass dabei ein Platz auf dem Podest rausspringt“, gab der Freiburger vor dem Schlusslauf zu Protokoll. Im Gegensatz zu seinen Kontrahenten paddelte Markus an den rechten Rand der Contest–Zone, um auf eine Rechte zu hoffen. Das Konzept ging voll auf, er hatte freie Wellenauswahl und konnte durch einige schöne Manöver auf langen Wellen zeigen, dass sein Platz im Finale berechtigt war. Nach dem Schlusssignal war allen Zuschauern klar, dass Markus auf dem Podest landen würde. Die Freiburger Zuschauer bildeten am Strand eine Linie, um ihren Starter mit der berühmten „Freiburger Welle“ zu feiern.

Der beispiellose Zusammenhalt der Freiburger Starter untereinander und die Unterstützung der mitgereisten Fans für ihre Wettkämpfer wurden am Abend der Siegerehrung mit dem Team Support–Preis belohnt.
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Text: Benjamin Glunz, David Lohmüller
Fotos: David Lohmüller, Johannes Meschede
Web: www.wirsehnunsamatlantik.de



Anmerkungen:
Longboard: Surfboard ab einer Länge von 274cm - 9 Fuss. Mit einem Longboard können die Wellen bereits sehr früh angepaddelt werden, da es sehr früh ins Gleiten kommt. Deshalb ist es sowohl bei sehr kleinen als auch bei besonders hohen Wellen einzusetzen.
Cutback: Kurve zurück zum Brechungsrand der Welle
Rechte: Welle, die vom Meer aus gesehen nach rechts bricht.
Double-up: zwei Wellen, die zu einer Welle verschmelzen und dadurch größer und kräftiger wird als eine normale Welle
Heat: In Heats, bestimmten Zeiträumen, in denen Kampfrichter die besten Aktionen auf dem Wasser punkten, treten in der Regel 2-4 Fahrer im K.O.-System gegeneinander an. Judges bewerten verschiedenen Kriterien, die Leistungen der einzelnen Fahrer. „Der Surfer soll seine Welle mit den radikalsten und sicher kontrollierten Fahrmanövern in der kritischen Sektion mit durchlaufender Geschwindigkeit und Kraft abfahren. Derjenige, der solche Techniken auf den größten und besten Wellen seines Laufes über die längste funktionale Distanz mit vollkommener Kontrolle durchführt, soll der Sieger sein. “ (Deutscher Wellenreit Verband)
Shorebreak: Welle, die direkt am Strand bricht
 

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