Test Review: Der "Flamingo" Dancer von Timber Longboards

  • Boardmag
  • 27.04.2016

Da ich selbst nicht der beste Dancer bin, habe ich meinen Kollegen Fabian Arens losgeschickt, auf das er seinen Senf zu seinem neuen Board, dem „Flamingo“ von Timber,  abgeben möge:

DER FLEX

Der Flex der stiffen Version ist bei meinen etwa 95kg recht weich, bei mittig ausgeführten Oldschool Kickflips und entsprechendem Schwungholen kommt das Brett auf dem Boden auf. ABER interessant ist generell, wie straff der Flex sich macht beim Landen von Tricks oder etwas härteren Chops. Ungewohnt im Vergleich zum stifferen Hackbrett Ruhestörung, was ich zuvor als Dancer genutzt habe, aber doch ziemlich interessant vom Verhalten her.

DIE WHEELBASE

Hab ich mich erschrocken, als ich das erste Mal auf dem Ding meine ersten Meter zurückgelegt habe. 85cm sind schon eine Ansage, 20cm mehr Wheelbase im Vergleich zum vorherigen Dancer, fühlten sich auf den ersten paar Kilometern recht ungewohnt und unglaublich träge an. Nutzt man seinen Schwung jedoch und gewöhnt sich eine Weile an die Kiste, läuft auch das.

Fetischisten von kleinen Brettern und noch kleineren Radabständen würde ich jedoch raten, an dieser Stelle nicht weiterzulesen und sich besser über völlig andere Boards Gedanken zu machen!

Was sich bei mir merklich schnell veränderte, war der Flow. Flex und die lange Wheelbase ermöglichten es mir, mehr Schritte und wildere Spielereien auf dem Parkett…äh…Brett zu vollführen. Ich fühlte mich schnell wohl, auch wenn ich mich zunächst wegen der trägen Art des Boards noch unwohl fühlte. Manche mögen nun meinen, “mein 120cm Dancer hat doch auch bereits über 80cm Wheelbase!”, daher kommen wir zum…

POP

Die Konstruktion mit Carbon im Board war mir zunächst befremdlich, weil sie ausschließlich um die Achsen herum zu sein scheint, auf Nachfrage wurde mir jedoch erklärt, dass die Carbonschicht lediglich dünner ist, wodurch sie nur dort sichtbar ist.

Die ersten Versuche, ein paar Tricks zu vollziehen waren mühsam, aber auch bedingt durch den Respekt gegenüber der Größe des Boards.

Als ich die anfängliche Angst vor der Größe verlor, bekam ich eine neue:
Kaum setzte ich an zu den ersten Aero-Flips, schoss mir das Board direkt am Gesicht vorbei und wirbelte einen halben Meter höher als gewohnt durch die Luft, schnurstracks an mir vorbei.

Neben den ersten Vermutungen, dass schwarze Magie dabei im Spiel war, habe ich bemerkt, dass der Pop durch die Versteifung um die Achsen herum merklich zugenommen haben muss. Die ersten Ollies waren dann nur noch eine Frage der Zeit (und entsprechenden Spagat Künsten, die mir ungelenkigem Typen gefühlt eher den Oberschenkel ausgekugelt haben). Jetzt, wo ich anfange, diesen Pop ausspielen zu können, klappen auch die Aero-Grabs wieder. 

Aero-Grab

Das Flamingo im Flug

GEWICHT

Auch einer der Punkte, der mich zunächst verwunderte, war das verhältnismäßig geringe Gewicht für eine Planke diesen Ausmaßes.

Typisch für das Bremerhavener Wetter haben mir auch entsprechend Windstöße gut zu schaffen gemacht. Tricks waren schwierig sauber auszuführen, weil mir steife Briesen schon das eine oder andere Mal das Board weggeweht haben. Für Bewohner nicht ganz so stürmischer See-Regionen, kann sich das jedoch als ein enorm positiver Effekt auswirken, besonders in Kombination mit dem Pop.

HALTBARKEIT

Ich wage auch bereits nach dieser kurzen Zeit, durch die vielen verpatzten Tricks, eine Prognose für die Haltbarkeit zu geben:

Die Kicks radieren sich ähnlich einiger Earthwing oder Landyachtz Modelle früherer Tage schnell runter. Bereits bei No-Complys, bei denen das Tail nur kurz den Boden berührt, sind weiße Stellen auf dem Asphalt zu erkennen.

Meine Vermutung ist, dass ein recht weiches Holz verwendet wurde, wodurch auch das geringes Gewicht zustande kommt.

Vorteil dabei (und wahrscheinlich auch der guten Verleimung) ist, dass sich die abgerundeten, auf Dancing und Freestyle optimierten, Kanten auch bei heftigen Abstürzen nur eindrücken oder zusammenstauchen, statt direkt aufzusplittern oder weg zu bröseln.

Der raue Belag meines Homespots, lässt sich jedoch trotzdem bereits an den Kanten meines pinken Vogels ausmessen und auf den Quadratmeter hochrechnen.

HAPTIK & FEELING

Die eher bauchige Form mit den breiten, löffeligen Kicks macht sich super für Schrittfolgen jeglicher Art, besonders wenn man nicht auf die Taille mancher Dancer steht und diese als zu schmal empfindet.

Ich als eher großfüßiger Mensch mit einer 46/47 in der Schuhgröße und generell recht breiten Latschen fühle, mich auf dem Board verdammt wohl. Sidesteps, Crosssteps und dergleichen lassen sich schön flowig aneinanderreihen, ohne dass man sich selbst fortwährend auf die Füße latscht.

Die Verarbeitung an sich scheint recht gut, aber eben handmade zu sein. Man sieht kleinere Ungenauigkeiten bezüglich der Ausarbeitung an den Wheelwells, jedoch von Form oder den rundgeschliffenen Kanten würde man dies nicht vermuten. Bei Grabtricks lässt sich das Board gut greifen und ist weniger rutschig als Anfangs vermutet.

Die Kicks sind, wie zuvor bereits angemerkt, um die Achsen herum verstärkt, zum Ende hin jedoch scheinbar nicht. Sie geben entsprechend auch ein wenig nach, jedoch nicht so als das ich, Liebhaber steifer Holzböcke, sagen würde, dass es unangenehm oder gar hinderlich ist bei Manuals oder Tricks.

Die Wheelwells sind gut platziert und lassen je nach Achse und Bushing-Setup auch bis zu 70mm Rollen biss frei Platz haben.
Ich persönlich würde jedoch ca. 65mm Rollen empfehlen, wenn man ein generell weicheres Setup fahren will.

Longboard

Aero-Grab

Fazit

Versand, Rechnungserstellung und Bezahlung waren allesamt kein großes Problem. Die Jungs haben sich trotz eines kleineren Problems (durch die GLS verursacht) sehr professionell verhalten und so viel Druck ausgeübt, dass nach kurzer Nachfrage, warum sich der Sendungsstatus nicht verändert hat, plötzlich die GLS mit überhöhter Geschwindigkeit aus den Niederlanden nach Bremerhaven gekommen ist. Zwei Tage nach erfragtem Statusupdate, konnte ich meinen pinken Vogel im Hausflur begrüßen.

Für reine Tricksereien und hartes Herumexperimentieren von irgendwelchen Spielereien werde ich wohl auf mein Hackbrett, aufgrund der kompakteren Maße, zurückgreifen.

Will ich mich aber hauptsächlich um das Dancen und ein paar wenige Tricks für zwischendurch kümmern, behalte ich den Flamingo fest in der Hand.

Alles in Allem möchte ich den Flamingo als einen gelungenen Dancer bezeichnen, der sich zwar nicht mit extremer Haltbarkeit rühmen kann, dafür jedoch mit unglaublich tollen Eigenschaften was das Dancen betrifft.

Die Informationen, die mir die Jungs von Timber haben zukommen lassen, lassen darauf schließen, dass sie nicht nur an einer stifferen Version arbeiten, sondern auch an einer anderen Materialwahl für die nächste Version, die die Haltbarkeit um die Kicks herum noch weiter verbessern soll.

Man darf sich also gespannt geben auf das nächste Lineup aus Leeuwarden!

Bericht: Fabian Ahrens

Wer noch ein anderes passendes Brett sucht, kann gerne hier im Boardshop vorbei schauen

Besten Dank auch an die Jungs von Timber, schaut doch mal bei denen vorbei

 

 

 

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