Interview mit Cyrille Komakino Harnay

  • Boardmag
  • 04.12.2009

Ich habe Cyrille unter seiner französischen Handy Nummer angerufen. Es war Montag so um mittags rum. Wie erwartet ging er ran. Ich konnte mich gerade noch Vorstellen und ihm mein Vorhaben mitteilen, da unterbrach er mich mit den Worten: „Ich bin grad in Australien und das wird für uns beide teuer“. Er war also gerade dort, in Australien, in Bathurst, beim Newton´s Playground. "Lass lieber Mittwoch telefonieren, da bin ich zurück in Frankreich"

Hey Cyrille, Wann bist du aus Down Under abgereist?

Ich bin Montagabend (Australische Zeit) abgereist und sitze gerade (Mittwochabend)
im Zug nach Bordeaux.
   
Hat sich die Reise gelohnt?

Ja, sehr ich habe die andere Seite der Welt gesehen.

Erzähl mal, wie sind die Australier so?

Die sind sehr nett, sehr Sportlich und feiern gerne. Genau mein
Rhythmus. (Lacht) Die Australier reisen viel und wissen wie das
ist wenn man weit weg von zuhause ist. Ich habe mich sehr gut
aufgehoben gefühlt.

Beschreib mal die Stimmung auf dem Weltcup.

Die Atmosphäre war... sagen wir, Sportlich. Nicht angespannt oder so. Aber die Rider
sind zu einem Weltcup gefahren und wer hier antritt, der will auch gewinnen.

Auf so einem Weltcup sind ja auch viele Nationalitäten am Start. Sind alle cool
mit einander?


Ja, auf jeden Fall. So was wie Gruppenbildung der einzelnen Nationalitäten gibt es
nicht. Alle sind offen und jeder gehört dazu. Schwierig ist es aber für die, die in
englisch nicht bewandert sind. Die Sprachbarriere ist da das Hauptding.

Was hast du vor Ort gemacht?

Ich war als Repräsentant der IGSA dort. Vor Renn-Beginn habe ich die    
technische Inspektion betreut. Also, ob die verwendeten Materialien den IGSA
Normen entsprechen. Verwendete Materialien und Sicherheit stehen hier im
Vordergrund. Z.B. Helme, Schutzkombi und Handschuhe checken. Dann natürlich die
Streckensicherheit an sich: Die Strohballen dürfen nicht zu hart oder weich sein. Die Sanis
müssen schnell zu einer Umfallstelle kommen. Lauter so offizielle Aufgaben erledigen.
 
Und während der Rennen?

Da stand ich an der Ziellinie und habe mit meiner professionellen Stoppuhr und
meinem professionellen Rechner die Zeiten gestoppt. Das ist sehr mühselig
aber Notwendig. Wenn du überlegst, das wir ab den viertel Finals fast immer
auf das Zielfoto warten mussten um den Gewinner festzustellen. Das zeigt wie wichtig
diese Arbeit ist und es geht ja auch um Rekorde.

Beschreibt mal die Rennstrecke.

Das ist wohl der beste Asphalt der Welt! Wie Butter.... Das Erlaubt die volle
Konzentration aufs Fahren zu lenken. Mann muss sich über Löcher oder ähnliches  
keine sorgen machen. Sie ist mit 1,3 km die kürzeste aller offiziellen Strecken und hat    
keine extremen Kurven wo du voll runter bremsen musst. Das Heißt du bist nach 150  
Meter schon bei circa 80 km/h und fährst mit über 100 Sachen durchs Ziel. Sau
schnelle und anspruchsvolle Strecke. 

 

Strecke von oben.jpg

Foto by Komakino: Mount Panorama von Oben

 
Es gab ja auch viele Stürze und Verletzte. Wie erklärst du dir das?

Ja, also es sind viele, vor allem Australier, mitgefahren die kein Weltniveau haben.
Und das braucht man schon um bei so einer Strecke und den Geschwindigkeiten
sicher ins Ziel zu kommen. Wir reden hier von Extrem Sport. Fehler werden sofort
bestraft und Übermut war oft im Spiel.

Denkst du die Sicherheitsvorschriften müssten neu durchdacht werden?

Ja und Nein. Heute sind die Schutzkombis sehr gut verbreitet und sicher. Bei den
Helmen gibt es da noch Probleme. Es gibt dafür keine Norm. Es werden zum Teil
Motorradhelme verwendet die für Nacken und Hals zu schwer sind. Oder Paragliding Helme, die sind zu leicht und bieten nicht genügen Schutz. Über Sicherheit müssen wir immer nachdenken und die IGSA ist auch immer bemüht sie zu Verbessern.
    

Wie ist das mit Alkohol? gehen Fahrer nach einer durchzechten Nacht an die
Startlinie?


Also Grundsätzlich gilt: wer alkoholisiert ist, fährt nicht. Der wird halt
disqualifiziert. Aber Dopingkontrollen machen wir nicht. Dafür ist kein Geld da. Aber  
das jemand mit einer Fahne an den Start geht kommt nie vor.

Wie hat Kevin seinen Weltmeistertitel aufgenommen?

Kevin ist ein sehr ruhiger und besonnener Typ. Er hat sich nicht groß feiern lassen,
wie z.B. Scoot das letztes Jahr gemacht hat. Hat sich also nicht mit Bier begossen und
sich von der Menge hochheben lassen. Er ist ganz locker geblieben.

War es zu erwarten, das er den Titel holt?


Ja irgendwie schon, zumindest hat das Internet-Voting ihn als Sieger erklärt fünf
Minuten vor dem großen Finale. Man konnte auf der IGSA Seite voten, wer wohl das  
Rennen macht. Er hatte also schon gewonnen, bevor er über die Ziellinie gefahren   
war. (Lacht) Jetzt mal neutral betrachtet ist er sehr Konstant über das Jahr und auch  
während der WM gefahren. Und er war durchgängig sehr konzentriert. Er wollte den   
Titel.  

 

smithreimerbarreau_pic.jpg
Foto by Komakino: von links Scoot, Kevin, Olivier 

 
Wie groß war die Medienpräsens beim Welt Cup?

Der Welt Cup ging durch alle Medien. Die Lokalpresse hat von ihren zwölf Seiten
sechs für das Event verbraten. Auch im nationalen Tagesblatt wurde über die WM berichtet. Im Radio wurde das Event drei- bis viermal am Tag angeteasert. Sogar mehrere Teams der nationalen Fernsehsender waren vor Ort. Und was das Internet angeht: Da ging die Post ab!

Steht das Longboard eher am Anfang oder hat es schon seinen Karriere-Peak
erreicht?


Seit den 70 igern entwickelt es sich Wellenartig. Es ging von da an immer hoch und
runter. Heute sind wir klar auf einem Hoch. Ich denke die Welle wird noch wachsen und ich hoffe sie hält diesmal lange an. Die Zeichen sprechen auf jeden Fall dafür. Die Szene wächst rasant an. Z.B. in weiten Teilen Süd Amerikas verdoppeln sich alle sechs Monate die Anzahl der Longboarder. Das können wir an den verkauften Boards sowie an den steigenden Mietgliederzahlen von Vereinen sehen.

Denkst du eine Professionalisierung des Sports wäre gut?

Ja und nein. Es würde zwar Geld einspielen um etwa Strecken für Events sperren
zu lassen. Es würde neue Türen öffnen und neues möglich machen, aber wichtiger ist           
es im Jugendbereich zu arbeiten. Die Faszination Longboard muss auch die
nachfolgende Generation anstecken. Nur so kann es langfristig bestehen.

Cyrille, hab vielen Dank für das Gespräch.

Alles klar, danke auch. Bis bald

 

reingehauen

Damien 

 

 

 

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