Freeride Jungholz

  • Boardmag
  • 03.09.2011

 
 

Mittwoch:

Jungholz liegt in Tirol, vielleicht 2 Km hinter der deutschen Grenze. Ganz idyllisch, mit viel Grün, umringt von Bergen. Heute ist mir aber nicht nach happy peppy. Sieben Stunden im Auto nerven, und besonders schlimm sind diese miesen Rückenschmerzen. Gestern, eine scheiß Bewegung und es war passiert. Ein Wirbel ist rausgerutscht. Mathias Fink aka „Matz“, der Veranstalter und Erster Vorstand des Allgäuer Longboard Vereins (albv), ist glücklicherweise auch Rettungsassistent. Er knetet mich durch, renkt mich wieder ein, während die Schmerzen ansteigen, bevor sie langsam aushaltbar werden. Ein Sturm zieht auf und rundet die Sache mit daumendicken Hagelkörnern ab. Mit Bier in der Hand und guten Gesprächen im Partyzelt bereite ich mich mental auf morgen vor. Der Himmel entlädt sich. Ich quatsche mich fest.


Donnerstag:

Ich krieche aus meinem Zelt. Rückenschmerzen. Der blaue Himmel erhellt meine Laune ungemein. Wie auch der Kaffee und die Brötchen, die ich genüsslich am Gemeinschaftszelt verzehre. An den gestrigen Regen erinnern nur ein paar Wasserfragmente. Um 10 Uhr steht der erste Run endlich an, also schnell ab in die Skateklamotten. Monate des Wartens haben ein Ende. Es ist mein erster Freeride und da ich auch eher zu den vorsichtigen Ridern gehöre, starte ich mit als Letzter. Das erste Stück carve ich locker runter. Lange, schöne Linien auf der Geraden lassen mein Herz hoch schlagen. Nach gefühlten fünf carves und ´n paar Sekunden komme ich zur ersten Links. Die Fußbremse wird die nächsten Tage mein Wegbegleiter. Ich versuche zu entspannen und nehme die kommende S-Kurve so locker wie geht. Dann, auf dem letzten Stück, die Lange rechts, die mich in die letzte Links beschleunigt und es ist geschafft. Jetzt einfach rollen lassen und in Deutschland ankommen. Nach kurzem Verschnaufen und einem fetten Grinsen geht´s in den Shuttlebus. Mit den anderen einsteigen, hochfahren, austeigen, runterfahren, immer wieder, den ganzen Tag. Freude, Frieden, Freiheit, es wirkt...
 
 


Freitag:

Beginnt wie der gestrige aufgehört hat: Sonnig, heiß und downhillreich. Das Setup wird korrigiert. Andere bushings rein, die Achsen optimieren und die harten wheels gegen die weichen Mini Monsters austauschen. Es wird ernst. In Zusammenarbeit mit dem Longboardshop „Layback“ aus Freiburg werden Workshops angeboten. Hartmut Olpp aka „Hack“ teilt die Interessierten in Gruppen ein: Beginner, Fortgeschrittene und Experten. Viele tragen sich ein, nehmen die Option gerne an. Unterstützt wird Hack von Holger Schröder aka „Shredder“, Matz und den „Jung Guns“ des albv´s. An diesem Tag habe ich Glück, denn obwohl ich in eine Vierer-Gruppe eingeteilt wurde, bin ich der Einzige der auf der Matte steht. Einzelunterricht mit dem albv´er Manu steht auf dem Plan. Wir gehen ein wenig zur Seite und besprechen was so passieren soll. Was will ich machen? Woran will ich arbeiten? Die richtige Linie will ich finden und sauber die „S“ fahren. „Kein Problem, fahr vor, ich folge dir und dann schauen wir mal“, meint Manu, „aber easy“. Ich gebe ihm mein Kopfnicker-Ja und wir rollern los. Auf der Geraden ziehe ich saubere lange carves, aber bei der „S“ haut´s mich sauber raus – natürlich. Manu, der knapp hinter mir fährt, hat alles im Auge. Erstmal sammeln, Brett greifen und am Streckenrand kurz inne halten. „Falsche Linie, unds Gewicht mehr nach vorn“, erklärt er mir, als wir wieder hochgehen.
 

 
Am Kopf der „S“ warten wir bis die Strecke sicher ist und der zweite Anlauf beginnt. Diesmal fährt er vor. Vor der ersten Links kurz anbremsen, eintauchen, dann schnell das Gewicht kontrolliert nach Rechts verlagern, ein kurzer carve, wieder eintauchen in die links und siehe da: der berühmte Aha-Effekt trifft mich wie ein Tritt in die Eier. Es folgen zwei weitere Runs mit meinem „personal“ Trainer und obwohl Manu gute zehn Jahre weniger auf dem Buckel hat, kann ich auf diesem Terrain viel von seiner Erfahrung lernen. Analytisch und präzise erklärt er mir woran ich arbeiten kann. „Gewicht mehr nach vorn und mehr Körperspannung, das ist wichtig damit du das Brett immer unter Kontrolle hast“, seine Korrekturen sind minimal, der Ertrag für mich umso größer.


Samstag:

Der Temperatursturz von knapp 30 auf 10 Grad macht mir zu schaffen. Plus es regnet, und regnet und... Also ab ins Auto und rausfahren, irgendwo lecker Mittag essen. Wir lassen es ruhig angehen, schlämmen und picheln, genießen und quatschen. Zurück am Zeltplatz, sitzen wir den Rest des Nachmittags in der Schwimmbadpinte. Mit Schnaps, Bier und Karten verbringen wir den restlichen Tag. Meinem Rücken geht es zunehmend besser, aber fitt bin ich noch lange nicht. Abends am Lagerfeuer, wird gemeinsam auf den letzten Abend angestoßen und als Matz verkündet „die Bar bietet jetzt Longdrinks an“ ist es noch früh am Abend.

Sonntag:

Die Sonne scheint. Heute ist es nicht ganz so heiß, aber der Himmel strahlt wieder. Die letzten Abfahrten vergehen wie im Flug. Jeder Run wird noch mal ausgekostet, genossen, innerlich gefeiert. Freeriden, das ist Freiheit. Der Alltag bleibt zuhause und der Kopf wird freigeblasen. Bis 14 Uhr ist die Piste noch für uns gesperrt. Nur für uns 80 Leutz, die sich wie kleine Kinder freuen, weil sie auf einem Rollbrett eine Straße runterfahren dürfen. Danke albv, danke Layback.
 

Danke an Baschtel für die Fotos

Cheers
Damien


PS: Skaten ist Rückentherapie!
 
 

Produkte, die Sie interessieren könnten

Longboard Symtail Complete

Loaded
€ 379,00

Longboard Drop Cat Seeker Cat 33"

Landyachtz
€ 249,90