Wie Klicks und Likes Skateboarding verändern...

  • Boardmag
  • 16.10.2013



Was soll man zu der heutigen Flut an Skateboardartikeln noch sagen? Das Internet hat die Art und Weise wie wir Skatemedien konsumieren auf jeden Fall verändert, das steht fest! Doch damit einhergehen hat sich auch die Art und Weise geändert wie Skatemedien produziert werden. Die Firmen und Magazine produzieren und veröffentlichen Bilder und Videos ja nicht ohne irgendwelche Hintergedanken. Klar versuchen sie im besten Fall Skateboarding so darzustellen wie es ist, jedoch möchten die Firmen natürlich damit Werbung machen, um so besser ihre Produkte zu verkaufen und die Magazine möchten möglichst viele Leute erreichen, um genug Geld über Werbeeinnahmen einzunehmen.

 

Schön für die Fläche!



In der heutigen Zeit funktioniert das Werben und auch das Erreichen von Leuten vor allem über das Internet, wir beide befinden uns schließlich auch gerade hier! Es ist zwar echt irgendwie pervers, aber wir leben in einer Welt in der Geld durch Klicks und Likes verdient wird. Das gilt auch für die Skateszene! Alle halbwegs professionellen Mags und Firmen heutezutage haben eine Internetpräsenz, hinter der ein ganzes Team steckt, welches nur eine Strategie verfolgt: Wie bekommen wir mit unserem Auftreten möglichst viele Klicks und Likes?  

 

Viel Wirbel um nichts? Mit Klicks und Likes nach den Sternen greifen, wenn es sich doch eigentlich nur um angeblitzten Staub handelt. Shorty - Kickflip!



Durch die detailierten Statistiken die man über seine Seite abrufen kann, wird dann natürlich auch bewertet, wie viel dieser neuen Währung jeder Artikel, jedes Video und jeder Blog-Post einspielt. Wenn du jetzt denkst: "Ach quatscht, das machen irgendwelche geldgeilen Ottonormalfirmen, aber nicht die coolen Skatecompanies!", dann schau dir bitte mal an wie viele Videos heutzutage partweise online gehen! Alles kommt in tausend Teilen raus, nicht etwa weil keiner sich mehr ein ganzes Video am Stück angucken kann oder Lust hat einen langen Artikel zu lesen, sondern damit wir statt einmal auf das Video zu klicken, zehnmal auf die einzelnen Teile klicken. Die Magazine, die die Videos auf ihrer Seite posten bekommen (je nach Werbevertrag) so also auch zehnmal mehr Kohle von ihren Werbepartnern als wenn das Video einmal am Stück kommt.

 

Pretty aufgeteilt: Part 2 of keineahnungwieviele! Damals sind aus solcher Footy Videos wie "Beware of the flare" oder "Harsh Euro Barsh" geworden. Aber wie geil ist bitte, dass Rick McCrank wieder am cranken ist? Fuck, man kann sich nicht entziehen! Man vergleiche die Werbung der Youtube-Version (oben) mit der Werbung der Thrasher-Player-Version:



Doch die Stückelung ist nicht nur auf die Videos beschränkt. Die Skater die Videos, Bilder oder Skateboardartikel für Magazine machen, tun dies ja nicht nur aus Liebe für das Game, sondern auch um ihre Brötchen oder wenigstens die Butter für oben drauf zu verdienen. Wenn man also etwas erschafft, mit dem andere Kohle verdienen, dann möchte man ebenfalls dafür entschädigt werden. Dadurch, dass also von den Magazinen verlangt wird, dass man lieber 10 kleine Onlineartikel im Monat an den Start bringt, als zwei dicke und durchdachte Artikel in besserer Qualität, führt das bei den Artikelschreibern, Fotografen und Filmern häufig zu einer Art Lieblosigkeit. Man produziert stärker des Produzieren Willens und nicht mehr um etwas auszudrücken und etwas zu perfektionieren. Auch das Denken und Arbeiten der gesponsorten Skater hat sich damit stark verändert. "Ach ich brauch noch ein bisschen Footy für diesen einminütigen Clip für Sponsor XY... Ich glaub ich geh kurz in den Park und film Standards ab!" Die Folgen kennt jeder: Eine Flut von Artikeln, die man vielleicht kurz anklickt, weil der Titel cool klingt oder das Teaserbild zusagt, die aber größtenteils nicht wirklich interessant und vor allem fast alle gleich sind.

 

Als Fotograf muss man produzieren können, deshalb neigen viele gerne zu folgender Strategie. Er sagt: "Boah guck mal! Sascha Strutz hat hier No Comply Slappyflip die 2er Blöcke geballert... Klar war der sauber gestanden!"

 

Er denkt: "Zum Glück war kein Filmer dabei!"



Hinzu kommt das Blutsauger-Phänomen, welches man vor allem bei Videos beobachten kann. Wenn jemand ein "heißes" Video postet (nicht das was du jetzt denkst), dann wird dieses von allen anderen Webseiten geklaut und ebenfalls gepostet um einen Stück von dem Klick-Kuchen abzubekommen. Was meint ihr warum Thrasher und Transworld ihre eigenen Video-Player haben? Damit sie die Werbung vor und nach ihren Videos selber bestimmen können und dafür ebenfalls kassieren können, wenn sie schon nicht direkte Webseitenclicks bekommen! Würden sie ihre Clips nur auf Youtube oder Vimeo hochladen, dann wäre das weniger luktrativ.

 

Vielleicht sollte ich es mal mehr mit "Sex sells!" versuchen, so wie die meisten Newsseiten und euch dann gierig Bilderserien (die pro Bild neue Seiten aka neue Klicks sind) durchklicken lassen... Nee, das ist mir dann doch zu billig, ich zeig euch lieber ein Urlaubsbild aus 'ner französischen Tropfsteinhöhle - Stalagmit!

 

Natürlich gibt es kleine Homiefirmen und Zines die das ganze nur aus Liebhaberei und zur Huldigung von der Art und Weise wie sie Skateboarding interpretieren betreiben, doch wenn eine Company oder ein Magazin über einen gewisse Größe hinauswächst, dann muss diese Firma sich selber finanzieren können, sich eben lohnen. Es geht im Endeffekt um das gute alte Geld, welches sich (anpassungsfähg wie eh und je) so eine kleine Modeerscheinung wie das Internet mal eben Untertan gemacht hat. Die wenigsten Menschen und erst recht keine Firmen schaffen es sich unabhängig von Geld zu machen und so muss man die gegebenen Regeln mitspielen oder man spielt überhaupt nicht mit. Das Problem dahinter ist eigentlich kein neues, es ist nur mutiert!

 

Das Geld liegt nicht mehr einfach auf der Straße, sondern ist ins Internet gegangen und treibt nun dort sein Unwesen! Es hat jedoch immer noch den gleichen Fetisch: Das Geld liebt es wenn man sich verbiegt! Jakob Vidic - Krabbelwallride to fakie!



Versteht mich nicht falsch, das soll keine reine Anprangerung sein! Ich selber handele auch nicht großartig anders, ich denke jedoch, dass man sich dieses Phänomen bewusst machen sollte, zum einen um manche Vorgänge besser zu verstehen (bevor man hatet oder urteilt), und zum anderen um für sich selber manchmal etwas zu erschaffen, das genau aus diesem schnelllebigen und lieblosen Kreislauf ausbricht und vielleicht ein kleines bisschen Qualität und Seele birgt. Das gilt für das eigentliche Skateboardfahren genauso wie wenn daraus etwas produziert, sei es ein Video, ein Bild oder ein Text!


- Sebi Hartung -



 

 

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