ZSK Interview

  • Boardmag
  • 04.01.2005

Interview von Tanja Adis - Bilder von www.skatepunks.de

Euer erstes Demo-Tape hieß ja "Keep Skateboarding Punkrock". Geht skaten für Euch nur mit Punkrock oder rollt ihr auch zu anderem Sound?

Joshi: Also ich hör generell keine andere Musik. Alles was so in Richtung Punkrock geht aber schon. Z.B. hör ich auch gerne mal Caliban, Walls of Jericho oder From Ashes Rise oder so. Aber HipHop hör ich keinen. Auch nichts was in diese Richtung geht. Man kann also sagen, dass wir Punkrock im weitesten Sinne supergerne und ausschließlich hören. Als Bands wären das dann: Propaghandi, Minor Threat, Operation Ivy, Circle Jerks, Good Riddance hör ich gern und dann Sham 69 und ab und zu Goldene Zitronen oder so. Einfach so Oldschool-Sachen. Aber auch neueren Kram wie Rise Against, F-Minus oder Ausrotten und die alten Sachen von den DEAD KENNEDYS.



Die erste Split habt ihr mit BLOWING FUSE aufgenommen. Von dieser Band hatte ich bisher noch nie etwas gehört. Was machen die denn für Musik und wieso habt ihr die Split denn gerade mit denen aufgenommen?

Joshi: Naja, die haben sich auch schon aufgelöst. Die gab es ein paar Jahre. Das waren zu der Zeit einfach Kumpels von uns mit denen wir öfter gespielt haben. Die wollten dann auch ne CD machen und wir ebenso. Dann haben wir uns einfach überlegt, dass wir das doch auch zusammen tun können.

Und woher kommen BLOWING FUSE. Auch aus Göttingen wie ihr ursprünglich?

Joshi: Ja, die kommen aus der Nähe von Marburg, eigentlich Frankenburg.

BLOWING FUSE machen sicher auch Punkrock oder?

Joshi: Die machen eher so Ska-Punk.

Ihr habt im Jahre 1997 zusammengefunden als Band, obwohl keiner von Euch zu diesem Zeitpunkt ein Instrument spielen konnte. Aus welchem Grund musste es denn unbedingt eine Punkband sein?

Joshi: Wir haben mit 13 angefangen Punk zu hören. Damals haben wir die alten Schallplatten von unseren Brüdern bekommen, als SEX PISTOLS, die alten TOTEN HOSEN Platten, RAMONES und so. Dann wurde uns ziemlich schnell klar, dass wir auch so ne Band gründen müssen und kein Weg daran vorbeiführt. Wir haben dann ausgelost wer welches Instrument spielt und los ging es. Für Leute die kein Instrument spielen können bietet sich Punkrock ja geradezu an, weil man die drei Akkorde und den schnellen Rhythmus auch ohne viel Hintergrundwissen bald drauf hat.

Habt ihr denn dann auch Musikunterricht genommen oder Euch das Spielen mehr oder weniger selber gelernt?

Joshi: Unser alter Gitarrist, der früher mit dabei war, hatte eine zeitlang akkustischen Gitarrenunterricht. Aber sonst hatten wir nie ernsthaft Unterricht und haben einfach drauf los gespielt.

Welche Bands waren denn damals Eure grossen Vorbilder?

Joshi: Wie gesagt hatte es mit den SEX PISTOLS und TOTE HOSEN Platten angefangen. "Der Kreuzzug ins Glück" von den Toten Hosen war ja auch noch richtig Punkrock. Das war arschcool! Anders als das was die heute machen. Als wir angefangen haben Punkrock zu hören ging alles ganz schnell. Erstmal noch die England-Bands wie Sham 69, dann Goldene Zitronen an deutschen Bands und als wir dann angefangen haben Amibands zu hören waren das Minor Threat und Operation Ivy, Dead Kennedys und so weiter. Die haben uns damals inspiriert.

Am Anfang haben wir ganz viel Coversongs gespielt. Dabei hatten wir jede Menge Spaß.



Es hat ja ganze fünf Jahre gedauert, bis 2002 dann Euer erstes Album "Riot Radio" auf den Markt kam. Woran denkt ihr lag es, dass es soviel Zeit in Anspruch genommen hat?

Joshi: Ich denke es lag hauptsächlich daran, dass wir zuerst keine Instrumente spielen konnten. Wir hatten ja noch nie vorher sowas gemacht und uns dann entschlossen, dass wir eine Band gründen müssen. Wir haben dann ewig gespielt und geübt Songs zu schreiben. Ausserdem mussten wir über den ganzen Zeitraum hinweg einfach noch besser werden. Davor hatten wir schon auch ein Demotape aufgenommen und die Split-CD, wobei die Sachen alles andere als gut geworden sind. Wir wollten dann einfach auch, dass das erste Album richtig gut wird. Ausserdem mussten wir erst noch ein Label suchen, welches das Album rausbringt und einen Produzenten. Zudem mussten wir selber richtig viel Geld zusammenkriegen und haben privat so viel da reinbezahlt an Geld. Für uns gilt, dass wir lieber länger warten und dann ein gutes Album an den Start bringen. Das neue Album hat auch wieder zwei Jahre gedauert, aber wir wollen uns da echt von niemandem unter Druck setzen lassen. Wie lange es dauert ist ja auch egal, Hauptsache es wird gut.

Das neue Album kam ja im Herbst raus und nennt sich "From Protest to Resistance". Habt ihr da auch wieder deutsche Songs mit reingenommen?

Joshi: Ja, wir haben wieder so etwa die Hälfte deutsche und die andere Hälfte englische Songs reingebracht. Ich schreib ja die Texte und es gibt einfach manche Sachen die kann man sehr gut und eindeutig auf deutsch sagen und es gibt andere Sachen, die kann man einfach nur auf Englisch singen, weil sie sonst platt oder blöd klingen würden. Ich will mich da auch nicht festlegen auf eine Sprache auch wenn es immer Leute gibt, die gerne hätten, dass wir nur noch deutsche oder nur noch englische Songs machen. Aber wir machen das weiterhin einfach so wie wir denken. Dahinter steckt einfach kein spezielles Konzept.

Inwiefern unterscheidet sich denn jetzt in deinen Augen das neue Album "From Protest to Resistance" von dem Vorgänger "Riot Radio"?

Joshi: Das ist immer schwierig, wenn man das selber sagen soll. Ich sag jetzt einfach mal ganz dreist, dass es einfach noch sehr viel besser geworden ist. Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Wir waren in einem noch besseren Studio, hatten einen besseren Toningenieur aber den selben Produzenten wie von der ersten CD. Und sind damit 100% zufrieden. Auch von der Aufmachung her ist es sehr geil geworden. Es ist ja ein Digi-Pack mit 2 CD's. Da konnten wir wirklich genau das machen, was wir uns vorgestellt hatten. Auf der einen CD hat es Infos drauf und Flyer, die man sich ausdrucken kann. Unser neues Label, BITZCORE, hat uns da vollkommen dabei unterstützt. Jedes andere Label hätte uns wahrscheinlich für komplett durchgeknallt erklärt, weil es schon ne Stange gekostet hat. Die Leute für BITZCORE haben uns da freie Hand gelassen und stehen voll hinter uns. BITZCORE ist ein Hamburger Label, bei denen unter anderem auch TURBONEGRO, TURBO AC'S, THE BRIEFS, SAMIAM und PETER PAN SPEEDROCK unter Vertag sind. Die Jungs vom Label sind super. Wir sind vollkommen zufrieden mit denen.

Dann seit Ihr durch das neue Album zu BITZCORE gekommen oder? Weil "Riot Radio" kam ja über Wolverine Records raus.

Joshi: Wir haben davor im Mai 2004 schon eine EP über BITZCORE rausgebracht. Und dann eben jetzt unser neues Album. Bei Wolverine hatten wir nur für ein Album einen Vertrag. Wir haben uns damals lieber alles offen gehalten. Für das neue Album hatten wir von vielen Labels Angebote. Aber BITZCORE schien uns am ehrlichsten und vertrauenswürdigsten und wir hatten das Gefühl, welches sich ja jetzt auch schon bestätigt hat, dass wir mit denen am besten zusammenarbeiten können. Das ist ein grosses Label, aber es sind keine schmierigen Musikbusinessarschlöcher die da arbeiten, sondern Punkrocker, die uns und unsere Musik mögen und hinter dem stehen was wir sagen wollen. Die unterstützen uns so gut es nur geht. Das war uns auch total wichtig, dass es Leute sind, denen wir vertrauen können und mit denen wir auch persönlich klarkommen. Angenommen man hat ein super Label das gut arbeitet, aber die Sachen von einem laufen nicht so gut, dann würden die einen grad wieder loswerden wollen. Bei BITZCORE wäre das nie so, selbst wenn das Label gefloppt wäre, was es zum Glück ja nicht ist.

Ihr seid eine ziemlich politische Band, die offen ausspricht, was im Argen liegt. Wie steht ihr zu dem Vorwurf, dass Politik nichts in der Musik zu suchen hat?

Joshi: Leute die sowas behaupten können mich am Arsch lecken. Klar, das kann jeder selbst entscheiden und ich will das niemandem vorschreiben und ich bin auch nicht böse auf ne "Punkband", die keine politischen Texte hat. Aber wir machen das einfach so wie wir es für richtig halten und ich könnte einfach nicht unpolitische Texte schreiben. Ich schreib halt nunmal nicht über fressen, ficken, fernsehen. Das läuft bei mir nicht. Ich find es wichtig dass die Sachen, die uns privat beschäftigen in der Musik verarbeitet werden. Das sind halt einfach nunmal politische Themen. Wir kriegen eigentlich haufenweise E-Mails und Briefe von Leuten, die es super finden, dass wir politisch sind und sich mit unseren Songs auseinandersetzen.

Politik ist ja prinzipiell auch ein Teil vom Punkrock.

Joshi: Ja, das find ich eben auch. Man kann Punkrock und Politik eigentlich nicht trennen. Auch wenn das einige Leute gerne hätten.

Weshalb engagiert Ihr Euch denn so stark politisch?

Joshi: Das ist kein Konzept oder so und wir haben uns auch nicht einfach so gesagt, dass wir mal was gegen Nazis schreiben müssen. Das sind halt einfach Sachen die uns persönlich ausserhalb der Band beschäftigen und die Sachen werden dann in den Songs verarbeitet. Wir sind vier verschiedene Leute und haben genausoviel verschiedene Meinungen, was oft zu Diskussionen über politische Themen innerhalb der Band führt. Trotzdem sind wir uns bei den meisten Sachen einig z.B. dass wir gegen Rassismus und gegen Nazis sind, aber für Tierrechte und solche Dinge. Das kommt dann in unseren Songs auch vor. Ich find es einfach wichtig, dass man solche Sachen auch klar sagt und an den Rückmeldungen der Leute sehen wir, dass es viele Kids gibt, die es interessiert.

Die Musik ist ja irgendwie auch ein Sprachrohr, die die Jugend erreicht.

Joshi: Ja, definitiv. Es ist aber trotzdem so, dass wir die Band ja nicht gegründet haben um Politik zu vermitteln. Wir interessieren uns für politische Geschehnisse und verarbeiten das in unseren Texten, aber letztendlich sind wir trotzdem "nur" eine Band und es ist immer ein Teil Entertainment dabei. Wenn man an eine Punkrockshow geht möchte man ja auch eine Show sehen und das ist auch okay so, sonst könnten wir eine Politikvorlesung abhalten. Trotzdem möchten wir die Sachen, die uns bewegen nicht aussen vorlassen. Wenn andere Leute bewegt, dass sie sich letztes Wochenende besoffen haben, dann singen die darüber, aber wir singen einfach über andere Sachen.

Ihr lebt ja jetzt in Berlin. Was treibt ihr da ausserhalb der Band und wovon lebt ihr?

Joshi: Ja, seit drei Jahren leben wir dort. Wir sind von Göttingen alle nach Berlin gezogen. Nach dem Abi und dem Zivi haben wir uns gefragt was wir machen sollen. 18 Jahre Göttingen ist zwar schön aber das reicht dann auch. Wenn wir in verschiedene Städte gezogen wären, dann hätte sich das mit der Band bestimmt ziemlich schnell erledigt gehabt. Es war dann ziemlich schnell klar, dass wir in eine Stadt ziehen werden, weil die Band gerade so gut losging und dann sind wir geschlossen nach Berlin gezogen. Zum Glück war allen die Band wichtig genug.

Wir studieren jetzt alle dort und mit dem Geld geht das sehr schlecht. Bitte vergesst alles was ihr über Musiker und das grosse Geld gehört habt. Wir haben es noch nie geschafft, dass was für uns übrig geblieben ist. Mit der Gage zahlen wir Schulden ab. Für das letzte Album mussten wir so unglaublich viel Geld an das Studio abdrücken. Wir sitzen immernoch auf den Schulden und haben einen Riesenkredit bei der Bank dafür aufgenommen. Auch für Busmieten, Touren etc. haben wir jede Menge Ausgaben. Wir können davon nicht leben.



Euer Merchandise verkauft ihr über eine extra Seite im Netz, die sich Moshpit Clothing nennt. Was hat es mit diesem Modelabel auf sich?

Joshi: Das ist einfach eine Klamottenfirma, die wir selbst gegründet haben und die den Namen MOSHPIT CLOTHING trägt. Darüber verkaufen wir den Moshpit Merch oder lassen ihn verkaufen vielmehr. Das war eine Idee von unserem Schlagzeuger und mir und wir machen auch unsere eigenen Designs und so. Wir wollten schon immer eine Punkrockklamottenmarke rausbringen. Ich würd da gerne mehr Zeit reininvestieren, aber das geht neben der Band her fast nicht.

Ihr verkauft vegane Nietenarmbänder. Wieso ist es für Euch so wichtig tierische Produkte zu meiden?

Joshi: Wenn man vegetarisch lebt, dann macht man das meist aus dem Grund weil man es falsch findet, dass Tiere für unseren Genuss getötet werden. In der westlichen Welt gibt es ja eigentlich keinen Grund ein Tier zu essen, weil man sich auch anderweitig gut ernähren kann. Es ist einfach ein Luxus bzw. ein Spass, genauso wie wenn ich mir ein Eis kaufe obwohl es teuer ist. Wir finden das halt falsch Tiere dafür umzubringen. Im Grunde ist es genauso falsch Lederschuhe zu tragen, wenn man den Gedankengang weiterführt. Deshalb hab ich vegane Schuhe und deshalb wollen wir auch keine Ledersachen verkaufen. Den Ledergürtel hier hab ich noch von früher, aber heute würde ich mir nichts mehr kaufen, was aus Leder ist, obwohl ich nicht vegan lebe, aber versuche tierische Produkte zu meiden wo es nur geht. Unser Schlagzeuger ist Veganer. Ich denke, dass man einfach an sich arbeiten muss. Keiner ist zu 100% perfekt, aber schon alleine wenn man sich darüber Gedanken macht und sein Leben nach und nach umstellt ist viel gewonnen.

Was kann man Eurer Meinung nach gegen Faschos tun und was würdet ihr machen, wenn welche an einer Show von Euch auftauchen würden?

Joshi: Wenn die an eine Show kommen und Stress machen wollen, dann kriegen die auf die Fresse. Ich hab noch nie jemanden geschlagen, aber mit Nazis kann man nicht diskutieren. Ich finde es wichtig, dass man Aufklärung betreibt und den Leuten sagt, warum Neonazis scheisse sind. Dazu gehört auch, dass man Naziaufmärsche blockiert und verhindert und faschistische Übergriffe konkret stoppt. Nazis muss man einfach auf die Fresse hauen, weil man mit denen eh nicht diskutieren kann. Die müssen ein blaues Auge kriegen und nach Hause geschickt werden. So rettet man vielleicht sogar das Leben von anderen Menschen in bestimmten Situationen. Deshalb unterstützen wir auch ganz klar ANTIFA-Gruppen und nicht nur irgendwelche bürgerlichen Initiativen gegen Rassismus.

Vielen Dank für das interessante Gespräch und weiterhin viel Erfolg für ZSK!

Joshi: Ich danke dir.

Neue Tourdaten der „From Protest to Resistance-Tour“

21.01.2005 Mühlheim / AZ
22.01.2005 Passau / Zeughaus
28.01.2005 Jena / Rosenkeller
29.01.2005 Herrenberg / JuHa
04.02.2005 Darmstadt / Krone
05.02.2005 Kronach / Struwwelpeter
11.02.2005 Bremen / Römer
12.02.2005 Osnabrück / Ostbunker
18.03.2005 A-Graz / Orpheum +Wohlstandskinder
19.03.2005 A-Wien / Arena +Wohlstandskinder
15.04.2005 Sulzbach-Rosenberg / Hängematte
16.04.2005 Berlin Antifa-Soli-Konzert t.b.a.
22.04.2005 Schneeverdingen / Juz
29.04.2005 CH-St.Gallen / t.b.a.
30.04.2005 Rottenburg / Tschabos Kleinkunstbühne
10.-12.06 2005 Berlinova-Festival / Luckau MZA
24.09.2005 Neu Isenburg / Open Air-Festival
25.11.2005 Remscheidt / Kraftstation

Mehr über die Band gibt es auf www.skatepunks.de
 

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