Munch, van Gogh und Frankie Hill

  • Boardmag
  • 08.09.2004


"Der Schrei" von Edvard Munch, 1893. Sein wohl berühmtestes Werk.
Eine mitreißende Darstellung existenzieller Angst.


Die Räuber kamen um die Mittagszeit, pistolenfuchtelnd, Befehle ausstoßend. Sie wussten genau, wo die zwei Bilder hingen, steuerten auf sie zu, rissen sie von den Wänden und rannten zu einem wartenden Audi Combi. Warfen ihre Beute hinten hinein und brausten davon. Die Aufseher sagten hinterher aus, ihnen seien in den Tagen vor dem Überfall keine verdächtigen Personen aufgefallen, die den Tatort in Augenschein genommen hätten. Der Audi wurde unweit des Museums gefunden. Die Täter hatten den Inhalt eines Feuerlöschers in ihn geleert, um die Spurensuche zu erschweren. Polizeihunde verloren ihre Fußspuren bei einem Tennisclub. Die Tageszeitung Aftenposten zitierte einen Osloer Kunsthändler, der den Marktwert des Schreis auf 30 bis 40 Millionen und den der Madonna auf 20 Millionen Euro schätzte. Versichert waren die Bilder nicht. (aus: Die Zeit, 37/04)

Als ich die Meldung über den Munch-Raub las, musste ich komischerweise als erstes an Frankie Hill denken, der den "Schrei" für eine Board Graphic benutzte. Frankie Hill, der Name zergeht einem auf der Zunge. Street-Ikone Ende der 80er, Anfang 90er Jahre. Was für ein Freak. Er war unser Idol. Kickflip Grabs von Laderampen. Riesige Handrails mit mehreren Kinks. 18 Stufen Ollies. Zigfach spulten wir das Band zurück, um die Parkplatz-Gap in "Propaganda" von Powell-Peralta nochmal und nochmal in Zeitlupe anzusehen...

Die meisten anderen Menschen haben wahrscheinlich nicht an Frankie Hill gedacht, als sie von dem Raub hörten. Sie wissen gar nicht, wer Frankie Hill ist. Sie haben sich gedacht: Wer zur Hölle stiehlt solche Bilder? Beziehungsweise lässt sie stehlen? Was macht man mit einem unverkäuflichen Bild, ausser es selbst aufzuhängen? Wo hängt man sich ein Bild auf, das jeder kennt, aber niemand sehen darf? Wie durchgeknallt muss so jemand sein, verdammt? Auf jeden Fall muss es ein wahrer Munch-Fan sein...

Frankie Hill "Ear" - Powell Peralta. Dieses Brett fand ich mit 14 so gut, dass ich es zweimal hintereinander gekauft habe - in der Mini-Version. Eines in blau und eines in rot. Ich habe dieses Brett geliebt. Mein erster 360°Flip fand darauf statt.

Mein erstes "Skate-Kleidungsstück" überhaupt wurde dementsprechend das dazugehörige T-Shirt. Das Van Gogh'sche Ohr zierte die Seite, war dann irgendwann ganz zerfressen von Asphalt und Grip. Der Rückenprint ist zum Glück noch gut erhalten.


Auf dem Brett war das Motiv dort, wo zu Vor-Switch-Zeiten immer das Griptape fehlte: oben vor der Hinterachse.

Das Shirt hängt nur noch in Fetzen, aber ehrenhaft an meiner Wand. Frankie Hill, der Kunst-Kenner. Die Vermischung von Munch und Van Gogh - Geschmacklosigkeit in den Augen der einen, genial aus der Sicht anderer. Aber irgendwie den kreativen Spirit von Skateboarding widerspiegelnd...



"Sternennacht", Vincent Van Gogh, 1889
Denkt euch euren Teil dazu...


Maler sind Freaks. Und Ende des 19. Jahrhunderts waren Maler absolut durchgeknallte Freaks. Sie haben in Sinnes- und Liebesräuschen gelebt. Sie haben gesoffen, gekifft und mit sämtlichen Drogen der Menschheitsgeschichte experimentiert. Sie haben Sexorgien gefeiert. Sie wussten ihre Gefühle mit genialster Kunstfertigkeit auf die Leinwand zu bringen. Sie haben den Biedermeier-Zeiten den Stinkefinger gezeigt, wie es die Hippies mit der spießigen Nachkriegszeit taten. Und sie standen am Rande der Gesellschaft. Freaks eben.

Das soll hier jetzt aber kein Vortrag über die Lebenswerke von Munch und van Gogh werden. Davon gibt es im Internet genug, wenn ihr mehr wissen wollt. Ich wollte euch bloß mal diese Verbindung aufzeigen. Warum auch immer...

Ich hoffe nur, dass die Räuber nicht als nächstes bei mir vorbeischauen, mir eine Knarre ins Gesicht drücken und mein schönes Frankie-Hill-T-Shirt klauen!


Edvard Munch, Die Madonna, 1894-95
Die Frau im Moment der Empfängnis... wow.


Was ist eigentlich aus Frankie Hill geworden? Nun ja, er zerschmetterte sich an einem miesen Double Set ca. 1993 das Knie und konnte 7 Jahre lang nicht skaten. 7 Jahre!!! Dann arbeitete er als Grafiker. 2001 hat er es mit der Firma "Diabolical" nochmal im Skate-Business probiert, konnte aber nicht wieder richtig Fuß fassen... es ist wieder ruhig geworden um ihn. Ich denke es geht ihm gut. Dem Freak...


Aus der Transworld Skateboarding, Februar 1992
 

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