Interview mit der Rebeat Funk Night und Jazzman

  • Boardmag
  • 11.10.2007


siehe auch: Ankündigung

Interview mit der Rebeat Funk Night


Wie sieht die Rebeat Funk Night “Akte“ aus? Bitte die Daten: Wer, wo, was?:

Die Rebeat Funk Night ist eine monatliche Veranstaltung, die sich exklusiv dem Funk der späten 60er und frühen 70er Jahre verschrieben hat. Beide Keller des Ruefetto sind Ort des Geschehens. Wir - Ricardo Magnus alias Thelonious Fonk (Argentinien) und Marc Haering aka Wah Wah Anatol (Freiburg) - stehen nicht nur hinter den Plattentellern, sondern kümmern uns auch um Booking, Grafik-Design und spielen auch live-sets.

 

Wie alles begann und warum?:

Die Rebeat begann aus einer Mischung von Idealismus und Not. Anders formuliert: wir haben die Funk Club Night ins Leben gerufen, die wir in Freiburg so sehr vermisst haben. In der ganzen Stadt und Umgebung konnte man kein deep Funk oder raw Soul hören. Unsere Enttäuschung musste ein Ende haben!


djs_pressefoto


Entschuldigung, aber was bedeutet bitte „deep funk“ oder „raw Soul“?

Raw bedeutet rau, roh, krud – eben unverarbeitet. Damit wollen wir klarmachen, dass wir nur originale Titel spielen, keine Remixes oder ähnliches. Genau diese rohen Aufnahmen werden in der Funkszene seit etwa 15 Jahren als „deep“ bezeichnet – vorausgesetzt, sie besitzen die dazugehörigen Geschmacks-Parameter: satte drums mit breaks, eine synkopierte Basslinie, wah wah Guitarre und knallharte Bläser-Riffs. Pioniere wie Jazzman Gerald oder Keb Darge haben maßgeblich dazu beigetragen, dass Funk heute wieder echt und deep ist. Bestes Beispiel dafür ist die weltberühmte Club Night in London Soho namens „Legendary Deep Funk“ bei Madame Jo Jo´s.


Warum spielt ihr nur Originale?

Die Antwort ist recht einfach: die Originale hauen uns jedes mal um, Remixe eben nicht. Da stecken kein öder Sammler-Purismus oder kalte Musikwissenschaftliche Prioritäten dahinter.


Genau, da kommt schon die nächste Frage: ihr grenzt sogar die Jahre des Funk, den ihr auflegt, ein und schreibt es so auf den Flyer: 1967-1974 – warum?

Damit möchten wir Klarheit schaffen. Die Leute sollen genau wissen, was für Musik bei der Rebeat zu hören sein wird. Vor allem in diesem schwierig zu unterscheidenden Musikgenre: Funk aus den 80er Jahren zum Beispiel hat sowohl Aufnahmetechnisch als auch musikalisch nichts zu tun mit dem, was wir auflegen. Wir wollen eben nicht, dass ein Fan dieser späteren Funk-Sparte bei uns enttäuscht wird. Andersrum wissen so die Aficionados des deep Funk der 60er Jahre, dass sie bei uns auf Nummer sicher glücklich sein werden.


Gibt es Ausnahmen?

Ja, Sharon Jones & The Dap Kings zum Beispiel. Diese Künstler haben wir letztes Jahr nach Freiburg gebracht. Sie verehren nicht nur deep Funk und raw Soul, sondern benutzen dasselbe Equipment für ihre Aufnahmen und die Platten klingen so schön roh wie damals. Dieser Sound ist paradoxerweise heutzutage heiß begehrt – nicht umsonst klopften neulich Amy Winehouse und Kanye West an die Tür der Dap Kings.


Wie wird dann das musikalische Gericht bei der Rebeat serviert?

Zum deep Funk gehört natürlich die besagte Portion raw Soul sowie eine Prise Jazz-, Latin- und Afrofunk - Soulfood supreme a la carte!

 

Welche Projekte und/oder musikalischen Aktivitäten laufen zur Zeit oder sind geplant?

Momentan laufen die Vorbereitungen für unser 4 Jähriges Jubiläum mit Jazzman Gerald (London) auf Hochtouren. Allein damit gibt es schon genug zu tun. Aber wir stehen in engem Kontakt mit „Osaka Monaurail“, einer atemberaubenden JB-Style Band aus Japan. Unique Records (Düsseldorf) hat soeben Osakas fünfte LP in Europa veröffentlicht – mit ein wenig Glück kommen sie Ende des Jahres nach Freiburg.

 

Womit würde, musikalisch gesehen, Euer größter Wunsch in Erfüllung gehen?

Ein ganz großer Wunsch besteht darin, unsere erste Single fertig aufzunehmen, die dann hoffentlich bei einem unserer Lieblingslabel veröffentlicht wird. Traum Nr. 2: Wir fliegen alle Freiburger Rebeat Funk Fans umsonst mit einem Charter zur Rebeat Funk Night 5 Years Celebration ins Apollo Theater (New York City).


Inwiefern haben sich die Freiburger Clubs und das Publikum in den letzten Jahren verändert?

Sehr, und das meinen wir im positiven Sinne. Die Leute wissen immer besser, was sie hören wollen, und entscheiden sehr bewusst, wohin sie ausgehen. Das bringt ein stets wachsendes Musik-Angebot mit sich, dass auf jeden Fall hohe Qualität aufzuweisen hat. 


Hier trifft man euch (Clubs, Bars etc.):

Ruefetto und Waldsee – Jazzhaus beim Eric Truffazz Konzert, oder Ende Oktober im Alten Wartesaal in Köln, wenn Sharon Jones wieder Ihr Bestes gibt.



Interview Jazzman

 

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Gerald Short alias DJ Jazzman

INTERVIEW: ANDREAS SCHNEITTER


Gerald Short (39) sorgt doppelt dafür, dass nicht vergessen wird, was eigentlich längst vergessen war. Als Labelchef stöbert der Engländer alten Funk-, Jazz und Soulplatten der Sechziger nach und veröffentlicht sie auf seinem Label neu, als DJ Jazzman bringt er sie selbst unter die Leute. Jazzman Records ist weltweit die erste Adrsse für Funk & Soul aficionados.


baz: Als DJ spielen Sie Singles, für die mancher mehrere Tausend Euros auf den Tisch legen würde. Sind Sie im Club schon mal bestohlen worden?

Sehr selten. Ich passe immer auf und trage meinen DJ-Koffer immer bei mir, selbst im

Flugzeug. Ich gebe ihn nie aus der Hand.

Sie sind nicht nur DJ, Sie sind vor allem Archivar der Black Music der Sechziger und Siebziger. Woher diese Faszination?
Weil es echte Musik ist. Wenn ein paar arme Hunde vor 40 Jahren mitten in Georgia eine Platte aufgenommen haben, dachten sie nicht daran, berühmt zu werden, sondern wollten vielleicht nur ihren Bekannten eine Freude bereiten. Da waren nur musikalische Ambitionen dahinter und die hohe musikalische Qualität kann sich hören lassen. Das macht diese Aufnahmen so wertvoll.

In den Achtzigern konnten Sie diese Platten gleich en gros einkaufen, so billig waren sie zu haben.
Ja, die Händler dachten, ich sei verrückt, dass ich mich für diesen alten Krempel interessiere. Diese Musik war damals beinahe vergessen, den Leuten wurde nur Mist als Soul verkauft. Den echten, heissen Brei haben sie völlig vergessen.


Das hat sich geändert?

Natürlich, es gibt einfach nicht unbegrenzt viele Platten. Je seltener sie werden, desto wertvoller. Und: Dank Hip-Hop, der oft mit Samples früherer Soul- und Funksongs arbeitet, hat sich auch wieder ein Publikum für diese alte Musik gefunden.

Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn für eine alte Soul-Single an Auktionen vier- bis fünfstellige Summen geboten werden?

Was soll ich machen? Das ist die Regel von Angebot und Nachfrage. Allerdings finde ich es nicht in Ordnung, dass gute Musik nur über solch bizarre Summen erhältlich sein soll. Einen guten Song soll sich jeder anhören können.

Da helfen Sie mit Ihrem Label «Jazzman Records» aus: Sie kompilieren alte, längst vergessene Singles und bringen sie zu einem fairen Preis neu raus. Was haben die Musiker davon?

Die haben sehr viel davon. Ich besorge mir immer die Rechte an den Songs, immer. Da fahre ich tagelang im Süden der USA rum, bis ich die Musiker oder deren Angehörige finde. Da treffe ich dann manchmal einen 80-jährigen Greis in seiner Hütte und sage ihm, deine Platte hat sich 5000-mal verkauft. Der kann sein Glück kaum fassen, dass seine Musik auf seine alten Tage noch so sehr unter die Leute kommt. Genau diese Musiker will ich finden und neu veröffentlichen. Die waren schliesslich um einiges besser als der ganze kommerzielle Müll.

Durch Ihre Neuauflagen verlieren jedoch auch Ihre Raritäten an Sammlerwert.
Mir egal. Ich mach das für die Musiker und Hörer, nicht für die Sammler.

 


Thelonious Fonk, Wah Wah Anatol und Jazzman Gerald präsentieren „The World rarest Funk 45´s“ am Freitag 19ten Oktober ab 22 Uhr im Ruefetto (Granatgäßle 3). Eintritt kostet 5.-

www.myspace.com/rebeatfunk

www.jazzmanrecords.co.uk


 

 

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