DYING IN MOTION - Interview & CD Review

  • Boardmag
  • 21.03.2005

Interview und CD Review von Tanja Adis


DYING IN MOTION

Interview mit Samy - 08.03.2005

Euch gibt es seit zwei Jahren. Wie alt seid ihr und wie seid Ihr zur Musik gekommen?

Das Durchschnittsalter der Band ist ca. 25 wobei einige von uns mit einem Auge schon Ritchtung 30 schielen. Die Musik ist zu uns gekommen nicht wir zu ihr. Ich (zum Beispiel) mache länger Musik als ich denken kann. Ich stamme aus einer Musikerfamilie, bin mit klassischer Musik aufgewachsen,habe eine Jazzschule besucht und irgendwann im prä-Teeniealter Metal,Punk und Hc für mich entdeckt. Zwischenzeitllich bin ich auch als DJ aktiv.

Zeno (Drums) spielt etwa ähnlich lang Schlagzeug und war eine Zeitlang auch noch als Rapper aktiv und in diversen Projekten in Zürich angagiert.

Markus (Bass) kommt mehr aus der Künstlerecke. Hat viel gemalt früher und die Kunstgewerbeschule besucht. Er ist auch verantworlich für unser ganzes Artwork,designt die Covers, Homepage, Flyer usw..

Hansi (Voc.) hat soweit ich mich erinnern kann schon immer in irgendwelchen HC-Bands gebrüllt und viel geskatet :-) Er ist von uns allen am ehesten down mit dem ganzen Hardcore-Lifestyle und hat menschlich unheimlich viel auf dem Kasten und viel Wert!!

Was stand bei Euch an erster Stelle als ihr Euch entschlossen habt eine Band zu gründen?

Wie schon erwähnt kommen wir alle aus relativ verschiedenen Lagern und ich denke der Hauptgrund war, dass wir alle wieder Bock hatten dies zu tun wofür unser Herz schlägt. Bei der Gründung der Band war aber überhaupt noch nicht klar, in welche
Richtung sich das entwickeln würde. Wir sind also nicht hingessen und haben gesagt "so lass uns mal ne HC-Band gründen" sondern wir wollten einfach Musik machen die aus unserem Herz kommt. Es hat dann auch eine ganze Weile gebraucht, bis wir "unseren" Stil gefunden haben. Wir sehen uns in dem Sinn eigentlich auch nicht als Hardcoreband im herkömmlichen Sinn und lassen uns nur sehr ungern schubladisieren! Anfangs haben wir einen komischen Zwitter aus Indie/Alternative, Postrock und Jazz gespielt (damals noch mit Kontrabass), haben ein paar unheimlich
miese Shows gespielt und mehrmals den Namen gewechselt! Mittlerweile steht aber defintiv an erster Stelle einfach uns selber zu sein. Nur das zu tun, was wir wollen und die Musik zu spielen die wir lieben, weil wir es in erster Linie für uns selber machen und nur das tun können was wir auch wirklich fühlen.

Wenn man sich mit Eurem neuesten Werk "The Right to Speak" beschäftigt, stellt man schnell fest, dass Euer Sound ein bunter Mix aus verschiedenartigen Stilen ist. Wieso macht ihr nicht einfach "nur" Hardcore oder Punkrock?

Weil es uns langweilen würden. Wir möchten unserer Kreativität keine Grenzen setzen und uns auf einen "Stil" beschränken das würde uns auch nicht herausfordern. Es soll aber auch nicht auf Teufel komm raus ein wilder Stilmix sein. Wenn wir's mögen wird's gespielt basta. Sollten wir eines Tages plötzlich Samba oder ähnliches gut finden wird
D.I.M auch Samba spielen. Obschon diese Gefahr relativ gering ist...



Welche Bands hört ihr im Moment selber und wie holt ihr neue Ideen an Land?

Wie unser Background sind auch unsere Geschmäcker relativ verschieden. Wichtig ist uns aber auf jeden Fall, uns nicht von Band XY beinflussen zu lassen. Die Einflüsse und Inspirationen kommen daher auch von sehr vielen Stilen. Meine grösste Inspiration zum Beispiel ist mein Sohn, der mir neue Aspekte des Lebens zeigt, die sich unmittelbar auf meine Musik auswirken. Es soll ja auch sehr persönlich sein.
Interessant ist, wenn eine Beeinflussung oder Inspration da passiert wo's nicht direkt mit mit "unserer" Musik zu tun hat. Zum Beispiel,ein Gefühl, oder etwas aus einem komplett anderen musikalischen Bereich,wie die Intensität eines Orchesters, eine moderne Jazzkomposition, monotoner experimenteller Techno.. Man kann sich seine Inspiration überall holen! Und gerade wenn wir in einem kreativen Prozess sind und Songs schreiben, versuche ich eigentlich so wenig Musik wie nur möglich zu hören, um meine Ohren und mein Geist frei zu behalten für meine ganz eigenen Ideen! Aber deine Frage kann ich nur für mich beantworten..ich höre zurzeit eine Menge Johnny Cash, Keith Jarrett, (alte) Sonic Youth,30er Jahre Swing, (Violent) Emo Bands wie RAEIN, DAITRO, ORCHID, PORTAITS OF PAST usw, usw usw

Welcher Zweck steht hinter Euren Lyrics? Wollt ihr damit eher persönlich Erlebtes aufarbeiten oder ist es Euch wichtiger die Hörer auf gesellschaftliche Missstände hinzuweisen?

Für die Lyrics sind ausschliesslich Markus und Hansi verantwortlich die sich auch den Gesang teilen. Wir lassen ihnen da zu 100% freie Hand, da sie die Dinge die sie Singen (Brüllen) ja auch selber fühlen müssen. Inhaltlich gibts auch da Unterschiede. Die meisten sind eher persönlicher Natur wie zum Beispiel "Possession", der ein purer Liebestext ist.. Auf gesellschafltiche Missstände hinweisen find ich solang spannend solange es nicht zeigefingrig ist oder zu plakativ ist. Was sollen wir singen "fuck bush" oder "Umweltverschmutzung ist schlecht". Das wäre zu einfach da wir davon ausgehen dass das die Leute bereits wissen. Vielmehr sollte man sich Zeit nehmen die Texte vielleicht in Ruhe, und vorallem, zwischen den Zeilen zu lesen... Wir möchten eher subtil auf Dinge aufmerksam machen und Denkanstösse liefern. Wir möchten niemandem sagen oder vorschreiben was er zu denken oder gut zu finden hat. Wir könnens Scheisse finden oder auch nicht aber den Schritt muss jeder für sich machen und nicht, weil ihm eine Band gesagt hat, was er richtig finden soll und wie er leben soll... Ehrlich gesagt wäre unsere Meinung über gewisse Dinge wahrscheinlich auch viel zu destruktiv und negativ wenn man's direkt aussprechen würde haha...

Ihr macht ja selber Musik. Wie kommt da ein Song namens "Musik sucks" zustande?

Das ist eigenlich nur ein kleines "fuck you" Richtung Hitparade, MTVIVA und Konsorten. Stell um eine beliebige Zeit am Tag dein Radio oder dein TV an und du wirst sehen.."MUSIC SUCKS"!! Gute, oder sagen wir mal ehrliche Musik wird leider viel zu selten gespielt und der Konsument, die Masse, frisst was ihnen serviert wird!

Wie oft in der Woche probt ihr und was habt ihr Euch für dieses Jahr alles so vorgenommen?

Proben tun wir grundsätzlich zweimal die Woche,vor Konzerten und Aufnahmen bisschen mehr... Ist aber manchmal schwierig, da ich zeitweise auch wegen meiner Familie und DJ-Aktivitäten einen ziemlich vollen Terminkalender habe.

Von dem Label auf dem Euer Minialbum erschienen ist, hab ich bis heute noch nie was gehört. Erzähl doch bitte mehr über SHEEP RECORDS.

Sheep Records ist ein kleines Zürcher Indie Label auf dem so unterschiedliche Bands wie Stereo Total,The Never Evers und T-Model Ford releast haben. Die Zukunft dieses Labels steht zurzeit jedoch in den Sternen. Wir werden uns für die Zukunft aber definitiv nach einem neuem Label umsehen. Wir haben grad kürzlich ein neues 4-Song Demo aufgenommen mit dem wir uns intensiv auf Labelsuche machen werden.
bytheway.. the right not to speak EP sollte eigentlich auch "nur" ein Demo werden. Nachdem wir aber ziemlich viel Kohle in dieses Teil investiert haben und uns die Möglichkeit geboten wurde, es zu veröffentlichen, haben wir diesen Schritt dann auch gemacht. Obschon ich persönlich im Nachhinein einiges anders machen würde, da die Songs auf der EP zum Teil auch schon bald 2 Jahre auf dem Buckel haben und wir die Hälfte an unseren Shows gar nicht mehr spielen, sind wir im Grossen und Ganzen doch einigermassen zufrieden mit dem Endprodukt. Wir wollen ein Release auch als Momentaufnahme zu verstehen wissen und sind im Moment vorallem damit beschäftigt neue Songs zu schreiben die um einiges deeper,intensiver,verspielter und härter ausfallen werden.

Was war das entscheidende Erlebnis in eurem bisherigen Musikerleben und mit welcher anderen Band würdet ihr zu gerne mal auf der Bühne stehen?

Mmh..schwierig zu sagen. Ich glaube als ich mit 7 Jahren zum ersten Mal AC/DC gehört habe..? Es gab aber schon unzählige schöne und unvergessliche Momente. Jeder Moment ist irgendwie entscheidend und prägt dich wieder von neuem, ich möchte das auch nicht auf ein einzelnes Ahaerlebnis beschränken. Vielleicht wird der große Moment auch noch passieren. Wir durften in der Vergangenheit die Bühne schon mit unglaublich coolen und geilen Bands teilen wie Tribute to nothing, Raein, Daitro, Solid ground, Dry Conditions und und und... den Wünschen sind da aber sicherlich keine Grenzen gesetzt. Die meisten meiner absoluten Favoriten sind allerdings schon tot oder sind Bands die nicht mehr existieren... leider...



Euer Bandname deutet ja schon darauf hin, dass ihr ziemlich in Bewegung seid und nicht vorhabt in Agonie zu versinken. Woher nehmt ihr die Energie und wie motiviert ihr euch immer wieder selber?

Richtig! Dying in motion ist als Kampfansage zu verstehen. Das heißt für uns "nicht aufgeben" und kämpfend/in Bewegung zu sterben. Die Energie und Motivation kommt aber sicher auch von unserer bedingunglosen Hingabe und Liebe zur Sache. Wir werden immer Musik machen und nie aufhören an uns zu glauben, ob's da draußen jemand interessiert oder auch nicht wir bleiben "in motion".

Ihr kommt aus Zürich. Wie nehmen die Kids dort Eure Show an? Kann die Szene was mit Eurem vielseitigen Sound anfangen?

Ich denke schon. Ich beobachte bei Konzerten, dass die Leute weniger moshen aber dafür umso mehr zuhören was mir perönlich fast wichtiger ist. Vielleicht sind wir halt keine "Party Band" sondern wir möchten den Hörer, auch an Konzerten, herausfordern zuzuhören und zumindest musikalisch, mitzudenken. Als sozusagen "no names" oder "newcomer" wurden wir aber relativ gut aufgenommen. Wir haben in dieser kurzen Zeit, in dieser Szene bereits unzählige Menschen kennen und schätzen gelernt, die mit Kopf und Herz bei der Sache sind und wir freuen uns über jedes offene Ohr! Wir möchten uns da an dieser Stelle auch nochmal bei allen Menschen ganz herzlich bedanken die bisher an uns geglaubt haben, uns gebucht haben und für uns da waren.. you know who you are!!

Wie lebt ihr und was macht ihr neben der Musik noch so? Treibt ihr Sport oder lasst ihr es eher ruhig angehen?

Also ich bin hauptberuflich Vater und für meine Familie da. Nebenher habe ich lange bei einem kleinen Electro Label mitgearbeitet (bitboutique records), bin DJ und arbeite bei einem Club mit. Die Musik bestimmt also in allen Lebenslagen mein Leben. Die anderen sind neben der Band vorallem mit studieren beschäftigt... Sport..? eher nicht..haha

Heutzutage gibt es mehr und mehr Grossveranstaltungen, bei denen unbekanntere Bands kaum eine Chance haben, auftreten zu können. Wie geht ihr damit um, dass man es als "Newcomer" nicht leicht hat?

Das ist ein altbekanntes Problem. Die alte Leier sozusagen. Es kommt halt immer drauf an, von welchem Gesichtspunkt man die Sache betrachtet.. Unser Ziel ist es auf jeden Fall nicht Rockstars oder eine grosse Nummer zu werden.Wenn dann nur über einen gesunden und langen Erfolgsweg. Bands oder Künstler, die im Nullkommanix über Nacht bekannt werden sind ja meistens im vornherein zum Scheitern verurteilt. Man kann den plötzlichen Erfolg gar nicht annehmen und verschwindet genau so schnell wie man oben war wieder in der Bedeutungslosigkeit. Wie wollen in unserem eigenen kleinen Kosmos existieren und glücklich sein und solange wir Musik machen
können/dürfen sind wir das auch!

Man muss die Dinge auch mit einem realistischen Auge betrachten und sich im
klaren sein wohin und was man will. Selbsteinschätzung ist ein Thema womit viele "Künstler" Mühe haben.

Welche Art von Showatmosphäre bevorzugt ihr selber? Habt ihr vor auch Festivals zu spielen im Sommer?

Wir werden diesen Sommer 2 - 3 Openairs spielen, wobei da noch nicht überall das letzte Wort gesprochen ist. Das wird für uns sicher auch eine neue Erfahrung als Band auf einer grösseren Bühne zu stehen(wenn dann alles klappt). Ansonsten bevorzugen wir von der Atmosphäre sicher die direkte und persönliche Art. Auf Augenhöhe (und vorallem Ohrhöhe) mit dem Pulikum!

Wie steht ihr zu folgenden Themen: Straight Edge, Religion, Veganismus, USA, Europa???

Da werd ich mich sicher nicht aufs Glatteis wagen, weil ich der Meinung bin wenn man über ein Thema nichts zu sagen hat oder sich nicht allzu gut auskennt sollte man auch die Klappe halten und das werd ich auch tun! Nur soviel: Wir sind keine politische, sxe oder religiöse Band...

Danke für das Interview und ganz viel Erfolg weiterhin!!!

Wir danken dir ganz herzlich.
for the band: Samy

www.d-i-m.ch

CD REVIEW

DYING IN MOTION
"The right not to speak"
5-Song MCD, Sheep Records



"If I was a word I could be rightous, I'd fit in no insulting phrase. If I was a cloud I could be rightous, I would not spoil nice sunny days..."

Wir alle leben bekanntlich nur einmal und daher ist es auch angebracht, die Zeit bis zum Ableben aktiv zu nutzen und nicht in Lethargie zu versinken bis es soweit ist.

Die vier Jungs aus Zürich, die hinter D.I.M. stehen, haben nämlich genau diese Einstellung und sich aufgrund dessen den wohlklingenden Bandnamen "Dying in Motion" ausgesucht. Und vor allem von letzterer, der Bewegung, legen sie jede Menge an den Tag. Mit "The right to speak" und den darauf zum Besten gegebenen 5 Songs geben sie einen guten Einblick in ihr bisher zweijähriges Bandbestehen. Was das
Musikalische betrifft kann man D.I.M. mal absolut keiner bestimmten Richtung zuordnen. Sie lassen nämlich sowohl ihre HC-Roots, als auch abgefahrene Screamo-Einlagen, Punkparts, melodische Passagen als auch emotionale Linien einfließen, so dass prinzipiell jeder der 5 Songs von einer anderen Band stammen könnte.

Der 1. Song "Possession" ist ein schneller HC-Song, der sehr ordentlich ins Gehör knallt und von rockigen Parts zerrissen wird. Mit "Musik sucks", dem 2. Song, treten D.I.M. ins allseits bekannte, geliebte oder gehasste Pop-Emo-Näpfchen, um mit Song Nr. 3 "Rightous" dann wieder punkiger in die Saiten zu greifen, aber trotzdem schön melodisch zu bleiben (think of No Fun At All).

Mit "Fall", dem vierten Song, springen die Jungs dann eher wieder auf den Post-HC-Zug auf und der Track ist gespickt mit Screamoparts.

Last but not least klotzen die Züricher mit "The right not to speak" nochmals richtig ran und treten ordentlich das Gaspedal, wobei das Tempo von aggressivem Gesang und derben Breaks untermalt wird.

FAZIT: Interessante Schweizer Band, die unverkennbar Talent besitzt!
Weiter so...

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